Gründerkolumne

Keine lästigen Chefs – das wäre perfekt!


Die beiden Gründerinnen von Pinke Welle haben getan, was man öfter tun sollte – einfach mal gemacht… Deshalb entwickeln sie Periodenunterwäsche. Mit Erfolg. Hier erzählen sie regelmäßig, was sie in der Startphase erleben

Vor ziemlich genau einem Jahr waren die Freundinnen Katja Grathwohl, mit der ich, Susanne Roos Lima, schon seit dem Kindergarten eine enge Freundschaft verbindet, mit dem Auto unterwegs. Während wir durch die bunt gefärbte Herbstlandschaft fuhren, sinnierten wir darüber, wie schön es wäre, ein eigenes Unternehmen aufzubauen…

Keine lästigen Chefs, Schluss mit nervenden Kollegen und ein Produkt verkaufen, von dem man vollkommen überzeugt ist – das wäre doch perfekt! Beim gemeinsamen Brainstorming kamen wir auf die Idee, etwas Neuartiges zu entwickeln und auf den Markt zu bringen, welches es in dieser Form in Deutschland noch nicht gibt. So wurde die Idee geboren, kreative stylische und nachhaltige Periodenunterwäsche im deutschsprachigen Raum zu vertreiben. Hierbei handelt es sich um wiederverwendbare Unterwäsche, welche während der Periode, im Wochenbett und oder bei leichter Inkontinenz getragen kann. Der Gedanke ist, eine umweltfreundliche Alternative für Frauen allen Alters anzubieten, mit der wir im Zuge der Fridays-for-Future-Bewegung voll im Trend liegen.

Bei uns sind die Kompetenzen sehr unterschiedlich verteilt. Während Katja ein Marketing- und Social Media-Profi ist und designtechnisch sehr stilsicher agiert, stamme ich aus dem Informatikbereich und suchte eine kreative Abwechslung zur trockenen Doktorarbeit. Mit diesem Background machten wir uns also an die Marktanalyse. In einem ersten Schritt bestellten wir Konkurrenzprodukte und testeten diese, um herauszufinden, was wir optimieren könnten. Sogleich fielen uns einige Punkte in Sachen Design, Funktionalität und Schnitt ein, welche es umzusetzen galt.

So starteten wir also die Suche nach einer Näherei, die unsere Vorstellungen qualitativ hochwertig umsetzen könnte. Leider stellte es sich für ein kleines Startup als nicht einfach heraus, europäische Textilhersteller zu finden, weshalb wir uns vorerst Richtung Asien orientierten. Dort fanden wir eine kompetente Näherei, mit der wir gemeinsam unsere Ideen entwickeln und schließlich umsetzen konnten. Nach Erhalt der ersten Muster mobilisierten wir sämtliche Freundinnen allen Alters, welche als Produkttesterinnen fungierten und die Periodenunterwäsche kritisch begutachteten. Auf Basis diesen Feedbacks nahmen wir kleinere Anpassungen vor und gaben schließlich die Freigabe für die Produktion unserer ersten Kollektion.

Parallel mussten noch unzählige andere Dinge erledigt werden, wie etwa die Ausarbeitung unseres Business Plans, die Wahl der Unternehmensform sowie eines Firmennamens. Obgleich ein guter Businessplan viel Zeit und Arbeit in Anspruch nimmt, hilft dieser dabei, sich über wichtige Punkte im Klaren zu werden. Denn nicht nur die Vielzahl der Kalkulationen spielen für das Unternehmen eine entscheidende Rolle, sondern auch die Analyse des Marktes, Marketingkonzepte und Aufgabenverteilung und vieles mehr.

Zudem musste ein Name her, der sowohl aussagekräftig ist als auch gut zum Produkt passt. Die Pinke Welle wurde geboren. Ein befreundeter Grafikdesigner leistete tolle Arbeit mit der grafischen Umsetzung des Logos. Besonders gefiel uns, dass er dafür kein Geld dafür wollte, sondern eine Spende für die Kinderkrebshilfe. Nachdem nun die Marke und auch das Logo erfolgreich geschützt waren, widmeten wir uns der Gestaltung unseren Online-Shops.

Anfang verwendeten wir eine selbstprogrammierte Lösung, entschieden dann aber aufgrund der sich häufig ändernden Anforderungen an IT-Sicherheit und Datenschutz, eine anpassbare Shopsystem-Lösung zu nutzen. Den Aufbau und die Konfigurationen konnten wir recht einfach selbst vornehmen und schnell hatten wir einen Online-Shop aufgebaut und sogar noch Spaß dabei.

Bei einem schwäbischen Start-Up, das immer die Kosten im Visier hat, versucht man natürlich am besten alle Aufgabenbereiche und Tätigkeiten selbst abdecken. So kamen als nächstes die Einfuhrformalitäten auf uns zu. Glücklicherweise fanden wir im Internet zahlreiche Foren, Gruppen und Ansprechpartner, die uns beim Import mit Rat und Tat zur Seite standen. Nun war die erste Kollektion endlich bei uns angekommen und wir konnten wir nach Monaten der Vorarbeit mit dem Verkauf starten!

Da wir noch über keinen Kundenstamm verfügten, beschlossen wir in Werbung auf den gängigen Social Media-Kanälen und Internetanzeigen zu investieren. Ein Gewinnspiel sollte dabei helfen, uns auf den Social Media-Kanälen bekannt zu machen. In der Tat zeigte diese Maßnahme Erfolg und der Verkauf lief gut an. Aktuell wird von uns noch jede einzelne Ware selbst geprüft und versandbereit gemacht. In der Regel werden die Pakete von uns - getreu dem Nachhaltigkeitsmotto - mit dem Fahrrad zur Post gebracht. Ein herausragender Kundenservice sowie die Einhaltung eines hohen Qualitätsstandards stehen für uns im Vordergrund.

Foto: privat

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