Zoff am Feldberg

Die Hochschwarzwald Tourismus und der Liftverbund liegen im Clinch und beenden eine zehnjährige Partnerschaft – mit gegenseitigen Anschuldigungen. Jetzt wird zumindest wieder miteinander gesprochen, wohl mit politischer Unterstützung

 
Foto: Hochschwarzwald Tourismus
 

Feldberg. Die Hochschwarzwald Tourismus (HTG) und der Liftverbund Feldberg kündigte nach der Jahreshauptversammlung der Hochschwarzwald Card an, wieder in gemeinsame Gespräche einzusteigen. Zunächst wolle man die "öffentlich gewordenen Differenzen" ausräumen, um dann "zeitnah neue Vertragsverhandlungen möglich zu machen", wie es in einer Mitteilung heißt. Im Rahmen der Sitzung war durch HTG-Geschäftsführer Thorsten Rudolph detailliert dargelegt worden, wie sich die Touristen und vor allem die Finanzen verteilen. Er reagierte damit auf die zuvor erhobenen Anwürfe.

Die neuen Gespräche zwischen den Parteien könnten wohl durch Dorothea Störr-Ritter moderiert werden. Die Landrätin des Kreises Breisgau-Hochschwarzwald war zuvor aus den Reihen des Kreistages dazu aufgefordert worden – wobei sie wohl ohnehin schon Verbindung aufgenommen hatte.

Der Sinneswandel bei der HTG und dem Liftverbund hängt wohl auch mit einem Umstand zusammen: Der öffentlich ausgetragene Zoff hat für mächtig Wirbel gesorgt, der bekanntlich schlecht fürs Geschäft ist.  

Die Hochschwarzwald Tourismus (HTG) und der Liftverbund Feldberg gehen in Sachen Hochschwarzwald Card ab Anfang Januar 2021 getrennte Wege. Nach zehn Jahren wird die Partnerschaft, die Gästen aus dem Tourismusverbund die kostenfreie Nutzung der Lifte im Verbund rum um den "Höchsten" ermöglicht, aufgelöst. Gut 140.000 Gäste nutzen pro Saison dieses Angebot. Nun hat die Gesellschafterversammlung des Liftverbundes einstimmig beschlossen, den Vertrag nicht zu verlängern – und alles deutet auf ein zerschnittenes Tischtuch hin

Die Hintergründe für den Zoff sind nicht leicht durchschaubar. Vordergründig geht es um die Abrechnungsmodalitäten – die wohl seit zehn Jahren nicht geändert wurden. Da beim Liftverbund größere Investitionen anstehen und zu deren Realisierung wiederum bessere Betriebsergebnisse her müssen, hatte man bereits im vergangene November die Kündigung des Vertrages angekündigt. Damals indes mit der Maßgabe, einen neuen Vertrag auszuhandeln.

Das wiederum ist in den vergangenen Monaten erfolgt, wie Thorsten Rudolph, Geschäftsführer der HTG betont: Ende Februar habe man dem Verbund nach vorherigen Gesprächen ein neues Vertragsangebot vorgelegt, "das mit einem erhöhten Fixum mehr Erlöse für künftige Investitionen und nachhaltige Modernisierungen sichern sollte". Nach seiner Darstellung war man auf einem guten Weg – als plötzlich der Gesprächsfaden abriss. Der letzte Schritt war nun die form- unf fristgerechte, einstimmig getroffene Kündigung des Vertrages durch die Gesellschafter.

Im Hintergrund trug zwischen Herbst und dem jetzigen Aus ein Vorwurf zur Zuspitzung bei: Aus den Reihen des Liftverbundes wurde dem Tourismusverband vorgeworfen, Zahlungen nicht korrekt abgerechnet zu haben. Der Verband hat daraufhin nach eigener Aussage eine "renommierte Großkanzlei aus Frankfurt" mit der Prüfung beauftragt. Ergebnis: Das Abrechnungssystem sei vertragsgemäß. Die Ergebnisse eines Wirtschaftsprüfers über die tatsächlichen Zahlungen sollen in den kommenden Tagen vorliegen. Bei der HTG gibt man sich aber auch im Bezug auf diese Prüfung entspannt.

Nimmt man die Anschuldigungen von Rudolph ernst, dann hat vor allem der Bürgermeister von Feldberg, Johannes Albrecht, diese Zuspitzung provoziert. Dieser habe bereits im Wahlkampf Stimmung gegen die Card gemacht. Der HTG-Geschäftsführer spricht sogar von einem "gezielten Ausstiegswillen des neuen Feldberger Bürgermeisters", der das Angebot allgemein schwächen wolle.

Albrecht selbst wollte sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht öffentlich äußern. Gegenüber der "Badischen Zeitung" kündigte er an, in der nächsten Sitzung des Gemeinderates sowie nicht-öffentlich in der Sitzung des Zweckverbands Stellung zu beziehen.

Parallel drängen sich nun auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie in die Vertragsgestaltung: Von Seiten des Liftverbandes befürchtet man nämlich Beschränkungen für die neue Saison, sprich weniger Personen in Kabinen und Abstand in den Warteschlangen – was am Ende weniger Einnahmen bei höheren Kosten bedeuten könnte. Das müsste ebenfalls im Fixum der HTG berücksichtigt werden, so der Wunsch des Zweckverbandes.

Bleibt abzuwarten, ob sich all diese Positionen am Ende zu einem neuen Vertrag vereinen lassen.

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