Vorsicht, Solar-Branche: "Die Flut steigt"

Die Frankfurter Equinet Bank hat den Einstieg des Solar-Konzerns LDK beim Konstanzer Modulhersteller Sunways begleitet. Jetzt äußert sich Bank-Boss Lutz Weiler über die aktuelle Lage der Solarbranche.

 
Foto: pr
 

Frankfurt/Konstanz. Die Nachricht kam überraschend. Am Silvesteraband hat der Solarmodulhersteller Sunways aus Konstanz gemeldet, dass der chinesische Branchenriese LDK Solar via Kapitalerhöhung bei ihm einsteigt und anschließend alle Anteile übernehmen will.

Die Frankfurter Equinet Bank hat diesen Deal für Sunways begleitet. Der Vorstandschef der Bank,  Lutz Weiler, äußert sich zu fünf Fragen über die aktuelle Lage der deutschen Solarindustrie. Fazit: „Der Branche geht es schlecht.“

1. Ist der Fall Sunways der Startschuss der allgemein erwarteten Konsolidierung?

Die chinesischen Photovoltaik (PV)-Unternehmen haben die vergangenen Jahre für einen massiven Kapazitätsausbau genutzt - maßgeblich unterstützt durch günstige Kredite beispielsweise der China Development Bank. Darüber hinaus verfügen sie über die günstigsten Kostenstrukturen weltweit auf einem mittlerweile hohen Qualitätsniveau. Europäische Hersteller von Solarwafern und -zellen können diesem Druck kaum mehr standhalten. Zwar gab es Versuche, über Marke, Technologie oder Qualität einen „Damm“ um die europäische Solarindustrie zu ziehen, doch China ist ein Ozean, und die Flut steigt.


2. Welche Unternehmen sind für Käufer interessant? Welcher Teil der Wertschöpfungskette ist  besonders gefragt?

Die meisten chinesischen Player besitzen keine adäquaten Vertriebsstrukturen auf den reifen Solar-Märkten Europas. Deren Aufbau war in den letzten Solar-Boom-Jahren schlichtweg nicht notwendig. Dies rächt sich heute in Form von Überkapazitäten und hohen Lagerbeständen. Daher sind vor allem solche PV-Unternehmen interessante Partner, die gute Zugänge zu Großkunden, eine Marke oder Zugang zu Großprojekten besitzen.

Darüber hinaus werden künftig auch in China Produktionskostenvorteile gegenüber der heimischen Konkurrenz eine entscheidende Rolle spielen. Stetige Erhöhung der Wirkungsgrade, effiziente Fertigungsprozesse, Minimierung von Bruch und hoher Durchsatz sind Themen, mit denen sich die europäische PV-Industrie schon länger auseinandersetzen musste. Genau diese technologischen Aspekte werden für die chinesischen Wettbewerber zunehmend an Relevanz gewinnen.


3. Welche strategischen Partner aus dem Reich der Mitte sind aus Sicht der deutschen Unternehmen von Interesse?

Für die deutschen Solarunternehmen sind insbesondere finanzstarke Partner mit einer klaren Strategie interessant, die vorhandene Strukturen in Europa weiter nutzen möchten. Idealerweise bieten sie eine Kombination aus industrieller Größe, Produktionskostenvorteilen und Nutzung einer etablierten Technologie und Marke.

4. Treten künftig auch Finanzinvestoren auf den Plan?

Unseres Erachtens ergeben sich derzeit wenig Ansatzpunkte für Finanzinvestoren. Zumal sich eine Vielzahl der potenziellen Unternehmen in einer eher schwierigen finanziellen Situation befinden. Innerhalb der nächsten zwei Jahre sollte die Konsolidierung abgeschlossen sein und eine deutliche Marktbereinigung stattgefunden haben. Wenige große europäische bzw. globale Player, wie beispielsweise Solarworld, werden sich durchaus alleine behaupten können, wohingegen kleinere und mittlere PV-Unternehmen entweder pleitegehen oder einen Investor finden. Jedoch wird diese Welle für den Einstieg eines Finanzinvestors mit einem entsprechenden Turnaround und anschließendem Weiterverkauf höchstwahrscheinlich zu schnell vorüber sein.


5. Gibt es Alternativen für deutsche Solarunternehmen?

Die deutschen Solarunternehmen müssen sich aktiv den verschärften Rahmenbedingungen stellen, Kosten an der richtigen Stelle sparen sowie Marketing und Vertrieb professionell organisieren. Eine etablierte Marktposition, die Wahrnehmung als Marke und ein nachhaltiges Vertriebskonzept ermöglichen unseres Erachtens auch zukünftig Umsatz- und Ergebniswachstum. Dies gilt insbesondere für Systeme, die sich auch ohne EEG-Vergütung lohnen. In einem solchen Umfeld kann auch eine europäische Modulproduktion Sinn ergeben, da die Transportkosten einen immer höheren Anteil am PV-Systempreis ausmachen. Für die europäische Produktion von Solarzellen wird es jedoch schwierig werden.

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