Standort in Gefahr

Planung auf dem Rücken der Betroffenen

 
 

Die Katastrophe am Hugenwald­tunnel war vorgezeichnet. Die 1135 Meter lange Röhre ist Teil einer der wichtigsten südbadischen Verkehrsachsen. Hindurch fließt der gesamte Elztal-Verkehr in Richtung Freiburg, zur Autobahn A5 und zurück. 30?000 bis 40?000 Fahrzeuge pro Tag. 25 Jahre alt wird der Tunnel nun. Zeit für eine Sanierung, deren Notwendigkeit unbestritten ist. Doch das Wie war ein Streitpunkt. Denn das Freiburger Regierungspräsidium war der Auffassung, man könne die Röhre für acht Monate komplett sperren und die Automassen durch das verkehrsberuhigte Waldkirch umleiten.

Diese Katastrophe ist abgewendet. Nachdem die Stadt um Oberbürgermeister Richard Leibinger und bedeutende Unternehmen wie Sick und August Faller gegen den Plan geklagt haben, kommt von der Behörde ein Zugeständnis: Statt acht ­Monaten soll der Tunnel nur zehn ­Wochen gesperrt werden.

Es ist ein Rätsel, wie die ursprüngliche Planung auf dem Rücken der Betroffenen überhaupt entstehen konnte. Gerade Sick wäre mit einer Sperrung von acht Monaten in Waldkirch nahezu handlungsunfähig geworden. Der Produktions- und ­Logistikstandort Waldkirch wäre in kilometerlangen Staus eingeengt worden. In einem Geschäft, in dem es oft um Minuten geht, ein nicht hinnehmbarer Zustand.

Erst der massive Protest der lokalen Politik und der Wirtschaft hat einen Fortschritt gebracht. Doch auch die zehn Wochen lange Vollsperrung ist immer noch keine ideale Lösung. Sick und Faller werden in dieser Zeit an der Schmerzgrenze operieren. Die Lösungen für dieses Problem müssen innovativ und vor allem schnell sein. Es steht jedoch zu befürchten, dass die regionale Politik die Unternehmen mit ihren Sorgen wieder alleine lässt. Auch so kann man einen Standort schwächen.

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