Paukenschlag bei Nexway

Der E-Commerce-Spezialist will sich radikal umbauen – auch im Vorstand und nur wenige Monate nach den letzten Einschnitten. Wenn die Aktionäre zustimmen, geht's zurück zu den Wurzeln

 
Foto: Nexway
 

Karlsruhe. Nur wenige Tage, nach dem sich die Nexway frisches Kapital besorgt hat, gibt die AG nun einen umfassenden Umbau bekannt: Wenn die Aktionäre zustimmen, dann bleibt überspitzt gesagt bei dem E-Commerce-Spezialisten kein Stein auf dem anderen.

Oder wie es CEO Victor Iezuitov ausdrückt: "Das übergeordnete Ziel besteht darin, das Geschäftsportfolio neu auszurichten, den Fokus auf profitables Wachstum im globalen Bildungsbereich einzugrenzen und sich vom Großteil seiner nicht essentiellen E-Commerce Services-Aktivitäten zu trennen." Dahinter verbergen sich vereinfacht formuliert vier Vorschläge des Vorstands an die Anteilseigner:

# Der Hauptsitz soll "an einen neuen, noch zu bestätigenden Standort in Deutschland" verlegt werden. Obendrein wird der Name geändert werden.

# Victor Iezuitov will seinen Posten als CEO Ende April räumen. Er kam erst im September vergangenen Jahres auf den Posten – ebenfalls im Rahmen eines großen Umbaus. Sein Nachfolger wird der bisherige COO Norman Hansen als Alleinvorstand.

# Die Schweizer Tochtergesellschaft soll an eine nicht näher benannte "Partei" gegen eine "Barzahlung von zwie Millionen Euro" verkauft werden. Erst im Januar 2019 hatte Nexway diesen Bereich übernommen – nach eigener Aussage für den Betrag von einer halben Million Euro. Man hätte ergo damit einen guten Schnitt gemacht.

# Der gravierendste Einschnitt soll aber die Aufspaltung des Unternehmens werden. Kurz gesagt lagert Nexway den Bereich der E-Services für Streaming-Anbieter wie Onlinespiele-Entwickler in noch zu gründendes Unternehmen aus und verkauft 75 Prozent der Anteile an Nexway Mehrheitsaktionär Facebank (der übrigens im April im Zuge einer Fusion ebenfalls den Namen ändenr wird: Fubo-TV Inc. soll die neue Gesellschaft dann heißen). Die restlichen 25 Prozent will Nexway selbst halten.

Mit diesen Maßnahmen bliebe bei den Karlsruhern noch das "profitable Kerngeschäft im Bildungssektor", wie es der Vorstand ausdrückt. Man kann es auch so sagen: Man kehrt zurück zu den Wurzeln. Immerhin ist Nexway 1995 unter dem Namen Asknet als Dienstleister rund um die Beschaffung und Bereitstellung von Software für Bildungseinrichtungen und Hochschulen als Ausgründung des Karlsruher Institut für Technologie KIT gestartet.

Man kann aber auch festhalten: Die erst im September vergangenen Jahres abgeschlossene und 2017 gestartete "Transformationsphase" ist damit gescheitert. Mit neuem Eigentümer und Vorstand formulierte man damals im besten Marketingsprech große Ziele: Durch einen "aggressiven Go-Market-Ansatz durch ein vereinheitlichtes globales Vertriebsteam und fundiertem operativen Marketing unter der Marke Nexway verfolgt das Unternehmen das Ziel, ein weltweit führender Anbieter" zu werden.

Die Aktionäre jedenfalls scheinen die Nachrichten nicht brennend zu interessieren. Vom Allzeithoch im Januar 2008 mit 121,01 Euro ist der Kurs längst weit entfernt. Und auch das Zwischenhoch von rund 24 Euro Mitte vergangenen Jahres war nicht nachhaltig – seit November dümpelte die Aktie bei rund zehn Euro, gab ab März sogar auf sechs Euro nach und reagiert zuletzt nicht wirklich auf die Vorhaben des Nexway-Vorstands.

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