Parken per App

Mercedes Benz, Bosch und Apcoa richten am Flughafen Stuttgart das weltweit erste vollautomatische und fahrerlose System ein. Allerdings bislang nur für einen Fahrzeugtyp – und zwei Hürden müssen überwunden werden

 
Foto: Mercedes Benz AG
 

Stuttgart. Das Parkhaus P6 am Flughafen Stuttgart erlebt laut Mitteilung aktuell eine Weltpremiere: Es wird ausgerüstet, um künftig fit für das Automated Valet Parking, kurz AVP, zu sein. Das Konsortium aus Mercedes Benz, Bosch und dem Parkhausbetreiber Apcoa sowie dem Stuttgarter Flughafen will das System hier im praktischen Einsatz zur Serienreife bringen. "Gemeinsam wollen wir das Parken zum vollautomatisierten Parkerlebnis machen", wird Christoph Hartung, Mitglied des Bereichsvorstands von Connected Mobility Solutions bei Bosch, in einer Mitteilung in bester Marketingmanier zitiert. Seit 2019 gibt es einen Probebetrieb des System am Mercedes Benz Museum in Stuttgart.

Für dieses "Erlebnis" wurde nicht nur ein Computersystem im P6 installiert, sondern auch ein Netz an Videokameras: Diese sollen freie Parkplätze erfassen, den Fahrkorridor sowie dessen Umfeld überwachen und Hindernisse wie Personen auf der Fahrspur erkennen. Hartung: "Unsere intelligente Parkhaus-Infrastruktur ist die Basis für das fahrerlose Parken der Zukunft." Die Technik soll Notbremsungen durch die Kommunikation zwischen AVP-System und Fahrzeug ebenso möglich machen wie einen fahrerlosen Wechsel der Stockwerke – selbst über enge Rampen hinweg.

Die Gründe für das System liegen auf der Hand:

# Im Fall des Flughafen Stuttgart hat der Fluggast weniger Stress: Das Fahrzeug wird in einer speziellen Zone abgestellt, per Smartphone-App wird der Parkvorgang gestartet. Während das Auto automatisiert parkt, ist der Fahrer bereits auf dem Weg zum Gate. Die Abrechnung der Parkzeit erfolgt ebenfalls über das smarte System.

# Der Parkhausbetreiber kann mit AVP künftig bis zu 20 Prozent mehr Fahrzeuge unterbringen, hat ergo niedrigere Investitionen. Kein Wunder, dass Frank van der Sant, Chief Commercial Officer bei Apcoa, ankündigt, künftig "weiteren Kunden an ausgewählten Standorten", das System bieten zu wollen.

Allerdings hat System des Konsortiums aktuell drei Nachteile:

# Bislang ist nach Aussage von Mercedes Benz weltweit allein die neue S-Klasse des Konzerns für dieses automatisierte Parken zumindest vorbereitet. Wann weitere Fahrzeuge wenigstens des Konzerns AVP können sollen, hierzu gab es aktuell keine Angaben.

# Das P6 ist bislang das einzige Parkhaus weltweit für das System. In welchem Zeitraum Apcoa weitere Häuser nachrüsten wird, hierzu gab es ebenso wenig Aussagen wie zur Frage, ob weitere Parkraumbetreiber an Bord genommen werden. Immerhin ist Apcoa der größte Parkhausbetreiber in Europa mit 1,5 Millionen Stellplätzen in 13 Ländern.

# Bislang ist AVP durch die Gesetzgebung noch nicht gedeckt.

Trotz der offenen Fragen zeigt sich Michael Hafner, Leiter Automatisiertes Fahren der Mercedes Benz, von dem System überzeugt: "Wir zeigen, dass automatisiertes Parken bald zu Realität gehören wird."

Teilen auf

Das könnte Sie auch interessieren