Nagel übernimmt Gehring

Der Spezialist für Honen verspricht sich von der insolventen Gruppe Verstärkung in einem bestimmten Bereich. Das Tempo des Deals ist rekordverdächtig

 
Foto: Gehring
 

Nürtingen/Ostfildern. Die Nagel-Gruppe hat nach eigenen Angaben im Rahmen eines wettbewerblichen Auktionsprozesses den Zuschlag zur Übernahme der insolvente Gehring-Gruppe erhalten – und das im rasanten Tempo: Gehring ist erst im August in die Insolvenz gerutscht und Nagel stieg Ende September in den Bieterprozess ein. "Der ambitionierte Zeitplan von nur fünf Wochen hat uns sehr gefordert", sagt Volker Wintergerst, geschäftsführender Partner der Wintergerst Societät, die Nagel bei dem Deal unterstützt hat.

Die Gehring-Gruppe mit mehr als 620 Mitarbeitern ist nach 2008 zum zweiten Mal insolvent: Schon 2018 hat der Konzern bei einem Umsatz gut 127 Millionen Euro mehrere Millionen Euro Verlust geschrieben. Wobei ein Teil des Verlustes mit der Transformation zusammenhängt: Gehring ist bislang für Lösungen im Bereich des zerspanenden Feinbearbeitungsverfahrens Honen bekannt – die Anlagen kommen unter anderem bei Bauteilen für Verbrennungsmotoren zum Einsatz.

Vor diesem Hintergrund hatte man bei Gehring schon vor längerer Zeit nach Innovationen gesucht und sich erfolgreich im Bereich der Laserbearbeitung etabliert sowie eine eigene Division für Anwendungen aus dem E-Mobilitätsbereich aufgebaut. Erst vor wenigen Wochen hat man vor diesem Hintergrund die Copper Ing-Gruppe nach dem Kauf vor zwei Jahren komplett integriert. Am Ende ging aber aufgrund der hohen Geschwindigkeit von Transformation und Pandemie das Geld aus.

Die familiengeführte Nagel-Gruppe hat die Chance zur Übernahme des Wettbewerbers genutzt – immerhin steht der Maschinen- und Werkzeugspezialist rund um das Honen vor ganz ähnlichen Herausforderungen. Allerdings hat die Gruppe mit sieben Standorten, gut 1300 Mitarbeitern und einem Umsatz in Höhe von 90,3 Millionen Euro im Jahr 2018 ausreichend Kapital, um die Integration der neuen Technologien und Mitarbeiter zu stemmen. Wobei Bernd Nagel, Geschäftsführender Gesellschafter der Gruppe, einräumt: "Wir haben großen Respekt vor den vor uns stehenden Herausforderungen, die wir nun mit großer Sorgfalt angehen wollen, um die Basis für eine nachhaltige unternehmerischer Lösung abzusichern."  

Teilen auf

Das könnte Sie auch interessieren