Kahlschlag bei NSN

Der deutsch-finnische Netzwerkausrüster Nokia Siemens Networks (NSN) kündigt einen massiven Stellenabbau an. Der Standort Bruchsal wird darunter wohl besonders leiden.

 
Foto: Michael Bode
 

Bruchsal/Espoo. Es ist gerade mal einige Monate her, da strich das Joint-Venture von Nokia und Siemens mehr als ein Viertel der Stellen am NSN-Standort in Bruchsal. Heute arbeiten noch 700 Menschen für das Unternehmen. Doch nach der neuerlichen Ankündigung von NSN rund 17.000 der weltweit 74.000 Arbeitsplätze zu streichen, geht am Standort wieder die Angst um.

NSN will sich vom Geschäft mit Festnetzen komplett trennen. Da die vier großen deutschen Standorte in München, Berlin, Düsseldorf und eben Bruchsal besonders für diesen Geschäftsbereich arbeiten, könnte der Abbau sie überproportional treffen. In Deutschland beschäftigt NSN derzeit noch 10.000 Menschen.

IG Metall und Betriebsrat kritisieren die von Nokia dominierte Unternehmensführung um NSN-Chef Rajeev Suri hart. Sie sei Schuld am Desaster, "da sie es nicht geschafft hat, Kunden zu halten und zu binden, vernünftige Entscheidungs- und Arbeitsstrukturen zu schaffen und die richtigen und zukunftsweisenden Produkte bereit zu stellen", erklärt NSN-Gesamtbetriebsrat Georg Nassauer. Sowohl Gewerkschaft als auch Betriebsrat haben harten Widerstand gegen die Sparpläne angekündigt.

Unterdessen wird der Ruf nach einer stärkeren Beteiligung von NSN-Miteigner Siemens lauter. Der Münchner Konzern hatte die Führung dem finnischen Handyhersteller Nokia überlassen, beteiligt sich an den Sparmaßnahmen lediglich mit finanziellen Zuschüssen. Den neuerlichen Stellenabbau finanzieren Nokia und Siemens jeweils mit einer halben Milliarde Euro.

NSN wurde 2007 gegründet und verkauft Hard- und Softwarekomponenten für Sprach-, Daten- und Mobilfunknetze sowie entsprechende Installations-, Wartungs- und Beratungsleistungen. Das deutsch-finnische Joint Venture hat vor allem mit sinkenden Margen und der steigenden asiatischen Konkurrenz wie dem taiwanesischen Konzern Huawei zu kämpfen. In den vergangenen vier Jahren haben Siemens und Nokia rund 2,5 Milliarden Euro in ihre kränkelnde Tochter investiert. Große Gewinne hat NSN allerdings nie erwirtschaftet. Der Standort Bruchsal wird nun dafür büßen müssen. Wie viele Stellen wirklich wegfallen, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.

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