IMS Gear startet eine Flurneuordnung

Der Verzahnungsspezialist verdoppelt die Fläche am Standort Villingen-Schwenningen – früher als erwartet. Das Ziel ist klar: wettbewerbsfähig bleiben

 
Foto: IMS Gear
 

Donaueschingen. Ende August war es noch ein Traum der Vorstände des Verzahnungsspezialisten IMS Gear: "Ich würde mir den Baustart im Frühjahr 2021 wünschen", formulierte Dieter Lebzelter, zusammen mit Bernd Schilling und Wolfgang Weber, den Wunsch des Führungstrios nach einer Neustrukturierung der räumlichen Situation des Unternehmens.

Das Herzstück: Der Ausbau des neuen Standortes Villingen-Schwenningen mit einer Verdoppelung der Flächen. Was damals fehlte war indes das Go der Eigentümer.

Das liegt nur vor – und die Bagger rollen bereits in den kommenden Tagen auf das Gelände im Gewerbegebiet "Salzgrube" in VS: Der Baudienstleister Bremer wird bis Ende kommenden Jahres das Werk um weitere 15.000 Quadratmeter Fläche erweitern, wobei allein 12.000 Quadratmeter auf die Produktion entfallen. Die Deutsche Anlagen-Leasing investiert für IMS Gear in das Gebäude eine nicht näher bezifferte Millionen-Summe, wie schon beim ersten Bauabschnitt. Lebzelter: "Das neue Gebäude wird nach unseren Vorgaben errichtet und wir werden nach seiner Fertigstellung als Mieter einziehen."

Wobei die Erweiterung zugleich die von IMS Gear so genannte Flurneuordnung der Strukturen auf die Zielgerade bringt: In VS wird das Unternehmen die Produktion von Planetengetrieben (PLG) für Industrieanwendungen im Non-Automotive-Bereich konzentrieren. "Bislang verteilt sich die PLG-Produktion auf zwei Business Units in unserem Werk in Eisenbach und ein angemietetes externes Gebäude auf dem Eisenbacher Höchst. Entsprechend groß und kompliziert ist der Abstimmungsaufwand zwischen den beiden Produktionen und es herrscht viel zeitraubender Werksverkehr. Zudem sind die Kapazitäten voll ausgeschöpft. Wir leben hier also mit einem Kompromiss, der Wachstum behindert und auf Dauer nicht wirtschaftlich ist", ordnet Schilling die Maßnahmen ein.

Das Ziel: die Sparte generell "für die Zukunft wettbewerbsfähig machen". Zumal der Vorstand in besagter Pressekonferenz im August diesen Bereich als Wachstumsbringer ausgemacht hatte.

Zugleich ermöglicht diese Neuordnung drei weitere Effekte:

# Am Standort Eisenbach können nach Angaben von Schilling die Prozesse der verbleibenden Produktionsteile optimiert werden. Zudem stünden Erweiterungskapazitäten zur Verfügung. Bislang war der Standort in Sachen Zukunftsfähigkeit an Grenzen gestoßen.

# Durch die Kündigung des externen Gebäudes in Eisenbach werden Mietkosten gespart. Ebenso durch das Abstoßen der Flächen des Werks in Allmendshofen, das im Zuge der Flurneuordnung ebenso in das (durch den Umzug von Produktioneinheiten im Zuge des ersten Bauabschnitts nach VS) neu entstandene Technikum in Donaueschingen umziehen wird wie das Ausbildungszentrum. Und weitere angemietete Flächen in Hüfingen und auf dem ehemaligen Saba-Areal in VS-Villingen werden im Zuge der Neuordnung aufgegeben.

Vorstand Lebzelter ordnet den finanziellen Aspekt so ein: "Anstelle der eingesparten Mieten zahlen wir im Gegenzug ab Jahresende 2021 Miete für den Neubau in Villingen-Schwenningen. Das heißt, dass das neue Gebäude weder unsere Liquidität, noch unseren Finanzrahmen zusätzlich belastet."

# Ebenso wichtig wie der finanzielle Aspekt ist noch ein anderer: Die Abläufe und Prozesse lassen sich in dem neuen Layout optimieren und zukunftsfähig aufstellen. "Damit haben wir auch räumlich die Weichen für die Zukunft gestellt, können Wachstumschancen in bestehenden und neuen Geschäftsfeldern nutzen und uns mit dem Standort Deutschland weiterhin im internationalen Wettbewerb behaupten", wie es die drei Vorstände formulieren.

Die Flurneuordnung findet mitten in einer Art Restrukturierung statt, die IMS Gear im Mai vor dem Hintergrund der Auswirkungen von Transformation und dem Beschleunigungsfaktor Corona mit Umsatzeinbrüchen im zweistelligen Millionenbereich eingeleitet hat. Durch das Gesamtpaket an Maßnahmen sieht das Vorstandstrio das Unternehmen mit seinen rund 3000 Mitarbeitern und einem Umsatz in Höhe von rund 430 Millionen Euro für das Kommende gut gerüstet.

Die Wurzeln von IMS Gear reichen bis ins Jahr 1863 zurück. Damals wurden Zahnräder für Uhren gefertigt. Heute ist das Unternehmen einer der führenden Hersteller von Kleingetrieben für Lenksysteme, Parkbremsen oder auch die Sitzlängenverstellung in Fahrzeugen. Neben den Standorten Donaueschingen, Eisenbach, Villingen-Schwenningen und Trossingen in Deutschland produziert das Unternehmen auch in Mexiko, den USA und China.

Übrigens: Die episodenhafte Begleitung der "Express-Baustelle" für den ersten Bauabschnitt des neuen Werks in Villingen-Schwenningen im Jahr 2017 finden Sie hier.

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