Fintyre vor schwieriger Zukunft

Bei der insolventen Reifenhandels-Gruppe beginnt das Aufräumen. Die Reiff Reifen und Autotechnik spielt dabei eine Sonderrolle

 
Foto: Reiff
 

Frankfurt/Reutlingen. Die Fintyre-Gruppe, die auf den Groß- und Einzelhandel mit Autozubehör und Reifen sowie Serviceleistungen spezialisiert ist, beschäftigt insgesamt über 1300 Arbeitnehmer in 16 verbundenen Unternehmen und erzielte nach letzten Zahlen einen Gruppenumsatz von rund einer Milliarde Euro. Vor wenigen Tagen hat das unübersichtliche Konstrukt Insolvenz beantragt – in Branchenblättern war zuvor bereits darüber spekuliert worden.

Nach Angaben des vorläufigen Insolvenzverwalters Miquel Grosser von der Kanzlei Jaffé sind alle deutschen Gesellschaften der Gruppe leistungswirtschaftlich und finanzwirtschaftlich eng miteinander verknüpft. "Diese Struktur macht es derzeit schwierig, den normalen Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten. Wir prüfen aktuell, wie dies gelingen kann. Wir brauchen dazu vor allem eine Einigung mit den finanzierenden Banken wie auch mit den Lieferanten, die neben aufgelaufenen Forderungen auch Eigentumsvorbehalte geltend machen", so Grosser.

Da die deutsche Fintyre Gruppe über keine ausreichenden finanziellen Mittel mehr verfügte, unterblieben für rund 500 Mitarbeiter in sieben Gesellschaften die für Januar fälligen Lohn- und Gehaltszahlungen. Für sie konnte Grosser nach eigenen Angaben mit Zustimmung der Agentur für Arbeit die Vorfinanzierung des ihnen zustehenden Insolvenzgeldes bewirken, so dass erste Auszahlungen bereits erfolgt sind.

Die über 600 Mitarbeiter der Reiff Reifen und Autotechnik mit Sitz in Reutlingen hatten dagegen noch vor dem Insolvenzantrag Löhne und Gehälter für Januar ausgezahlt bekommen. Aber auch für sie wie für rund 200 Mitarbeiter in anderen Fintyre-Gesellschaften wird die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes für die Zeit ab Februar 2020 "unter Hochdruck vorbereitet", so Grosser.

Sobald die derzeit laufende betriebliche und finanzielle Bestandsaufnahme bei den 16 betroffenen Gesellschaften abgeschlossen und eine gesicherte Datenbasis vorhanden ist, sollen Gespräche mit potenziellen Investoren aufgenommen werden. Der Gläubigerausschuss gab dazu in seiner ersten konstituierenden Sitzung grünes Licht für einen strukturierten Transaktionsprozess.

"Der Ausgang dieses Investorenprozesses ist völlig offen. Erfreulich ist, dass sich bereits erste Interessenten gemeldet haben. Wir werden jedoch alle Optionen prüfen, um am Ende einschließlich der Arbeitsplätze so viel wie irgend möglich zu erhalten", so Grosser.

Aufgrund der chaotischen Hintergründe der Insolvenz hat die unabhängige Reiff Gruppe jüngst klargestellt, dass sie nicht betroffen ist.

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