Finmatch und der 200 Millionen Deal

Das Fintech hat für eine Werft die Finanzierung gestemmt – und damit eine Benchmark für die Branche gesetzt. "Wir stoßen in neue Dimensionen vor", so Gründer Martin Hipp

 
Foto: Jigal Fichtner für econo
 

Stuttgart. Vor gut anderthalb Jahren hat Martin Hipp die Finmatch als spezialisiertes Finanzierungsportal gegründet, jetzt nahm das Team eine besondere Hürde: Für die Werft Abeking & Rasmussen aus Lemwerder bei Bremen wurde mittels digitaler Ausschreibung eine strukturierte Finanzierung in Höhe von 202 Millionen Euro realisiert. "Das ist eine der größten Finanzierungen, die in Deutschland je über ein Finanzierungsportal zustande kam. Wir stoßen damit in neue Dimensionen vor", ordnet Hipp den Deal ein.

Bislang hat Finmatch nach eigener Aussage "zahlreiche Anfragen im ein- und zweistelligen Millionen-Euro-Bereich realisiert". Deshalb zeige das Überspringen der neuen Marke, dass Unternehmen Vertrauen in das Vorgehen von Fintechs fassen: "Digitale Plattformen werden zukünftig eine ganz wesentliche Rolle in der gesamten Unternehmensfinanzierung in Deutschland und Europa übernehmen", zeigt sich der Gründer überzeugt.

Hipp hat für den von ihm angebotenen Prozess des Matchings von Unternehmen und Finanzierern bislang mehr als 160 Finanzierungspartner von Volksbanken und Sparkassen bis zu spezialisierten Anbietern in das eigene Netzwerk integriert. Deshalb sieht er die Finmatch für diese "wesentliche Rolle" bestens aufgestellt – was er mit einer Zahl untermauert: "Aktuell verfügen wir über Finanzierungsanfragen mit einem Volumen von rund 600 Millionen Euro."

Der Kontakt zur Werft Abeking & Rasmussen kam indes abseits des Digitalen ganz klassisch über eine spezialisierte Messe zustande. Christian Peters, Legal Council und Director Contract Management bei der Werft, zeigt sich generell angetan von dem Vorgehen: "Die Finanzierungsausschreibung über das Portal gestaltete den Prozess schlank und effektiv." Details zur Verwendung der Mittel nannte er auch auf Rückfrage bislang nicht.

Klar ist aber: Das Werftgeschäft ist höchst volatil, Vorfinanzierungen zehren, die Umsätze schwanken von Jahr zu Jahr stark, hängen direkt von der Übergabe der fertigen Schiffe ab. Ende des Jahres hat die Werft den Auftrag des Bundes für den Bau zweier großer Mehrzweckschiffe für den Einsatz in der Nordsee erhalten. Ende des Jahres 2018 lag der Auftragsbestand bei rund 380 Millionen Euro, die Gesamtleistung wurde mit 108 Millionen Euro angegeben.

Abeking & Rasmussen wurde 1907 gegründet und ist heute auf den Bau hochwertiger Yachten und Spezialschiffe fokusiert. Unter anderem stammen eine Reihe von Seenotrettungskreuzern aus der Werft, auch die Yachten von Giovanni Agnelli und Karim Aga Khan. Das Unternehmen beschäftigt rund 440 Mitarbeiter.

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