Ertragseinbruch – so what?

Bei Liqui Moly geht man einen eigenen Weg durch die Krise. Der kostet Geld – das laut Chef Ernst Prost gut angelegt ist

 
Foto: Liqui Moly
 

Ulm. Das tägliche Schreiben an seine Mitarbeiter hat Ernst Prost inzwischen einiges an medialer Aufmerksamkeit gebracht – weil der Geschäftsführer der Liqui Moly sprichwörtlich frei von der Leber weg seine unbequemen Gedanken zu Konzernen und Krise, Dividenden oder auch dem Gesundheitssystem niederschreibt. Doch wie geht es dem eigenen Unternehmen? Auch hierauf hat Prost eine klare Antwort: "Unserer Strategie 'Jetzt muss was passieren, damit nix pasiert' hat funktioniert – zumindest bisher."

Dahinter verbirgt sich folgende Situation: Der Umsatz beim Öl- und Schmierstoffspezialisten brach im April um 25 Prozent ein – kumuliert liege man nach vier Monaten aber immer noch elf Prozent im Plus gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Im Gegenzug habe man das Werbebudget um zehn Milionen Euro zusätzlich aufgestockt. Von diesem Mehr an Aufmerksamkeit will man im Anschluss an die Krise proftieren.

Parallel hat Liqui Moly 1,5 Millionen Euro an die eigene Belegschaft als "Erschwerniszulage" ausgeschüttet und weitere drei Millionen Euro an Rettungsdienste, Feuerwehren und ähnliche Organisatoren gespendet. Im Gegenzug hat Prost nur bei sich selbst gespart, in dem er auf sein komplettes Gehalt verzichtet – von dem Instrument der Kurzarbeit hält er hingegen für sein eigenes Unternehmen nichts. Und ein Investitionsstop? Prost: "Den finde ich albern – man spart sich nur die Zukunft kaputt. Und wenn das jede Firma so macht, ist es doch logisch, dass die ganze Wirtschaft vor die Hunde geht."

All die Maßnahmen kosten natürlich Geld, weshald der Ertrag laut Prost eingebrochen sei. Prost: "Aber in einem durchaus beherrschbaren Umfang und für uns zu verkraften". Man schreibe keine Verluste, sondern nach wie vor schwarze Zahlen.

Wobei Prost generell optimistisch bleibt: 50 Prozent weniger Ertrag in den ersten vier Monaten gegenüber dem Vorjahr? "Das kann man noch locker aufholen. Also ich persönlich traue uns das auch noch zu."

Kein Wunder also, dass der Liqui Moly-Chef für den aktuellen Stand der Krise ein optimistisches Fazit zieht: "Eine Delle wird es geben, aber keinen totalen Absturz. Ein paar Schrammen und Schleifspuren im Ertrag. So what?"

Liqui Moly wurde 1957 gegründet. Heute ist das Unternehmen einer der führenden Hersteller von Additiven, Schmierstoffen und Motorenölen mit einer Exportquote von rund 50 Prozent. Kunden in 120 Ländern werden beliefert. Das in Ulm ansässige Unternehmen gehört seit Anfang 2018 zur Würth Gruppe und setzte mit 933 Mitarbeiter im Jahr 2019 569 Millionen Euro um.

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