Der überraschend naheliegende Bauplatz

Die Freiburger IHK hat eine Lösung für ihre Raumnot gefunden. Während die Lokalpresse spottet, liefert die Kammer eine Erklärung für ihren Sinneswandel.

 
Foto: pop
 

Freiburg. 28 Jahre alt ist das Gebäude der Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein an der Freiburger Schnewlinstraße. Seit gefühlten 20 Jahren ist es zu klein. Heute sitzen 90 Mitarbeiter auf Raum, der für 50 gedacht war.

In den vergangenen fünf Jahren war die Debatte um eine mögliche Erweiterung gegenüber des Hauptbahnhofs wieder ins Rollen gekommen, dann ins Stocken geraten, bevor sie wieder in eine andere Richtung rollte, wieder stocke, ehe der Ball jetzt zurück in den Schoß der IHK gefallen ist. Oder besser: in ihren Innenhof.

Denn ausgerechnet dort – vor der eigenen Nase – hat die Kammer eine überraschend naheliegende Lösung für ein Problem gefunden, das seit Jahren Politik und Wirtschaft umtreibt. Hier will sie nun einen zweistöckigen Neubau mit gut 700 Quadratmetern Nutzfläche bauen, der die Raumnot der Kammer lindern soll.

„Die Kammer gibt klein bei“, ätzte denn auch die Badische Zeitung. Der Unterton war laut und deutlich: Wenn man im eigenen Hof bauen kann, wieso dann das ganze Theater um das Crash-Areal oder die mögliche Ausweitung auf die Faulerpalette? Die Kammer war sich vor ein paar Jahren sicher, dass sie auf der Fläche der Freiburger Alternativ-Disco erweitern dürfe. Das Crash-Flurstück grenzt direkt ans Kammergebäude. Dann drehte sich der Wind. In der Lokalpolitik gab es plötzlich keine Mehrheit mehr für die Wirtschaftsbehörde und ihre Baupläne zu Lasten der Freiburger Subkultur. Und mit der Variante, den Neubau auf einer zweistöckigen Parkpalette an der Faulerstraße zu realisieren, konnte die Kammer sich nie ganz anfreunden.

Nun plant sie den Neubau im eigenen Innenhof. Da fragt man sich: Wieso nicht gleich so? „Bei der IHK galt immer: Im Innenhof darf man nicht bauen, weil darunter eine Tiefgarage ist“, sagt Hauptgeschäftsführer Dieter Salomon. Seit zwei Jahrzehnten wusste das jeder im Haus. Doch Salomons Stellvertreter Alwin Wagner wollte es genauer wissen. Nur fand er kein Stück Papier, auf dem geschrieben stand, was jeder zu wissen glaubte. Also wurde ein Statiker bestellt, um die Lage zu prüfen. Der Befund: Der Innenhof kann bebaut werden, weil die Tiefgarage nicht unter dem Innenhof liegt, sondern unter dem Gebäude.

Dass die IHK das nicht besser wusste, ist ein Stück weit peinlich. Salomon steht oben am Fenster, schaut in den Innenhof und zuckt ungläubig mit den Schultern. „Man hätte es wissen müssen“, sagt er und schlägt sich symbolisch mit der flachen Hand auf die Stirn. Alle haben einfach geglaubt, was alle zu wissen meinten. Dabei lagen alle falsch – die Kammer, die Baubehörden, die Lokalpolitik. Alle haben nach einer Alternative gesucht, die man gar nie gebraucht hätte.

Nun soll es schnell gehen: Die Vollversammlung, das Parlament der Industrie- und Handelskammer, hat den Bau im Innenhof bereits beschlossen – und zwar einstimmig. Einen neuen Bebauungsplan brauche es nicht, nur eine Baugenehmigung. In einem Jahr werde man losbauen können, glaubt Salomon. Kleinigkeiten seien noch zu klären. Etwa wie man die fünf Parkplätze im Innenhof kompensiere, auch in der Tiefgarage würden ein paar Plätze wegfallen.

Rund zehn Millionen Euro werde man in den Neubau und eine umfassende Generalsanierung der übrigen Gebäude investieren, schätzt die Kammer. Wobei die Sanierung teurer werde als der Neubau. Haustechnik muss ersetzt, Brandschutz verbessert werden. Außerdem sollen neue Räume entstehen, etwa indem man Bildungsräume in kleinere Büros umwandelt.

Die Rundum-sorglos-Lösung sei der Bau im Innenhof aber nicht, betont die Kammer. „Es ist ein Kompromiss“, sagt Thomas Kaiser, stellvertretender Präsident. „Es hat immer noch Nachteile für uns.“ Die 1A-Lösung – Erweiterung auf dem Disco-Gelände – sei aber zu weit weg. Das Crash hat erst vor kurzem einen neuen, langfristigen Mietvertrag bekommen. 

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