"Der Finanzbedarf ist hoch, aber…"

Der insolvente Bodensee-Airport braucht weitere 43,8 Millionen Euro – die Hälfte soll über einen Deal zustande kommen. Flughafen-Chef Claus-Dieter Wehr ist von der Idee überzeugt

 
Foto: Bodensee-Airport Friedrichshafen
 

Friedrichshafen. Der Nachsatz von Claus-Dieter Wehr, Geschäftsführer der Flughafen Friedrichshafen (FFG), hat eine gewisse öffentliche Brisanz: "Der aktuelle Finanzbedarf ist hoch, seine {des Flughafens, a.d.R.} wirtschaftliche Bedeutung für die gesamte Region allerdings auch", spielte der Airport-Chef auf die jährliche Bruttowertschöpfung in einem nicht näher bezifferten "hohen zweistelligen Millionenbetrag" an, um den aktuell notwendigen Finanzbedarf einzuordnen: 8,8 Millionen Euro jährlich braucht die insolvente FFG in den nächsten fünf Jahren, bevor man laut Planungen im operativen Geschäft wieder in die schwarzen Zahlen kommen wird und dann "jährlich maximal drei Millionen Euro erforderlich sein werden".

Konkret braucht es in den Zeitraum 13,4 Millionen Euro, um die Auswirkungen der Pandemie samt den daraus resultierenden Einbrüchen bei den Passagierzahlen zu kompensieren. Weitere 22,6 Millionen Euro werden für notwendige Investitionen in die Infrastruktur fällig. Hinzu kommen noch einmal 7,4 Millionen Euro an Aufwendungen für die Finanzierung. Diese Auflistung ergibt sich aus dem Sanierungsplan, den die FFG-Geschäftsführung zusammen mit dem Sachwalter Alexander Hubl von der Kanzlei SGP Schneider Geiwitz & Partner im Rahmen der Vorbereitung des Insovenzverfahrens in Eigenregie ausgearbeitet hat.

Hubl zeigte sich von dem Plan ebenso wie Wehr überzeugt: "Wir haben in den letzten Monaten sehr konstruktiv und konzentriert an der Sanierung des Unternehmens gearbeitet. Ich bin überzeugt, dasss wir mit allen Maßnahmen das Unternehmen wieder auf eine solide Basis stellen können."

Die wichtigsten Gesellschafter und damit vor allem der Bodenseekreis und die Stadt Friedrichshafen müssen sich nun zum Plan zur Rettung des chronisch klammen Bodensee-Airports positionieren – zumal beiden Institutionen eine zentrale Rolle zukommt: Beide sollen nämlich über die bisher bereits vereinbarten Millionenbeträge weitere Gelder freigegeben.

Der Sanierungsplan sieht nämlich als zentrales Element den Verkauf und die anschließende Miete der FFG-Grundstücke an die beziehungsweise dann von Stadt, Landkreis und weiteren Gesellschafter vor. Unbestätigte 21,7 Millionen Euro sollen so dem Sanierungsplan zugute kommen. Laut FFG werden "zu dieser Finanzierungsüberlegung derzeit noch Gespräche geführt". Ebenso muss auch noch die beihilferechtliche Bewertung der Maßnahmen durch die EU-Kommission berücksichtigt werden.

Das alles wird schnell zu einem Ende gebracht werden müssen. Denn: das verantwortliche Insolvenzgericht Ravensburg hat das Verfahren in Eigenregie aktuell eröffnet und für Ende Juli eine Gläubigerversammlung terminiert.

Die FFG war im Februar in die Insolvenz gerutscht, formal waren die Einbrüche der Besucherzahlen durch die Pandemie der Auslöser. Allerdings befindet sich der Bodensee-Airport bereits seit Jahren in einer finanziellen Ausnahmesituation.

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