Bizerba ist vertragstreu

Der Technologiekonzern investiert fast 20 Millionen Euro, den Löwenanteil am Stammsitz. Firmenchef Andreas Kraut erwartet durch Corona zudem "einen besonderen Schub" und kündigt Revolutionen an

 
Foto: Bizerba
 

Balingen. Der Spatenstich für das neue Logistikzentrum der Bizerba am Stammsitz markiert nicht nur in Zeiten von Corona eine Besonderheit. Für die Mitarbeiter ist es zugleich ein Signal: Der Konzern kommt seinen Verpflichtungen aus dem Standortsicherungsvertrag nach. Dort sind Investitonen für die nächsten drei Jahre in Höhe von 15 Millionen Euro festgeschrieben.

Kernstück ist eben die Logistik mit einer Grundfläche von 2200 Quadratmetern und einer Kapazität von 1000 Paketen pro Tag. 45 Menschen sollen dort beschäftigt sein. Da das Investitionspaket noch weitere Ausgaben in Balingen beinhaltet, will man sich bei Bizerba auch auf Nachfrage nicht genau auf die Kosten für das neue Lager festlegen

Fakt ist aber: In den Stammsitz fließt der Löwenanteil der gesamten Investionen in Höhe von angekündigten 19,6 Millionen Euro.

Wobei Vorstandschef Andreas Kraut längst nicht mehr allein auf Beton oder neue Arbeitswelten (jüngst wurden Büros in Balingen New Work-fähig umgestaltet) investiert. Vielmehr baut er den Konzern Stück für Stück um: Denn eigentlich ist Bizerba bekannt für Systeme zum Wiegen, Schneiden und Verarbeiten in Metzgereien, Bäckereien, Einzelhandel oder Supermarkt. An diesem technologischen Hardware-Ansatz hält Kraut zwar fest, aber: "Die Software wird zum zentralen Element unserer Lösungen und wird als eines der wichtigsten Geschäftsfelder weiter ausgebaut." Deshalb wird die IT-Infrastruktur stetig aktualisiert und Software-Tools werden aufgebaut.

Kraut schaut sich parallel am Markt nach interessanten Beteiligungen um – und wurde beispielsweise bei dem Start-up Supersmart fündig. Die Isrealis haben ein System zum kontaktlosen Wiegen, Registrieren und Bezahlen in Einkaufsmärkten entwickelt. Aktuell wird das System bereits in einem Pilotmarkt in Würzburg ausprobiert. Richtig installiert wurden erste Supersmart-Anwendungen allerdings in der Türkei und Tschechien.

Im Zusammenspiel mit weiteren Technologien aus dem Besteckkasten der Bizerba, die kontakloses Arbeiten ermöglichen, sieht CEO Kraut in der aktuellen Corona-Krise sogar durchaus eine Chance: "Wir haben schon frühzeitig angefangen, innovative Lösungen zu erarbeiten.  Die derzeitige Situation gibt der Entwicklung einen besonderen Schub, so dass zum Beispiel Remote Service derzeit von vielen Kunden nachgefragt wird." Deshalb rechnet er auch damit, aufgrund der Pandemie-Maßnahmen "nur moderat von einem Umsatzrückgang betroffen zu sein".

Angesichts der breiten Aufstellung und Investitionen in digitale Technologien wagt Kraut sogar eine Kampfansage: "Wir werden unseren Kunden innovative Ansätze bieten, die Branchen revolutionieren werden." Nähere Angaben machte er aber noch nicht.

Im vergangenen Jahr ist Bizerba um vier Prozent auf 701 Millionen Euro gewachsen. Kraut sieht sich dadurch "in der Strategie und dem Vorgehen" bestätigt. Deutschland bleibt mit 30 Prozent Umsatzanteil weiterhin der wichtigste Markt, das übrige Europa legte auf 47 Prozent zu während die Region Amerika bei 21 Prozent stabil blieb.

Bizerba wurde 1866 als Waagenhersteller gegründet. Heute ist der Technologiekonzern in 120 Ländern vertreten und beschäftigt 4100 Menschen, davon 2192 außerhalb von Deutschland. Das Unternehmen befindet sich seit 2016 wieder komplett in der Hand der Gründerfamilie, Andreas Kraut führt Bizerba in der fünften Generation.

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