300 Millionen für das "Tafelsilber"

Der Bund steigt bei dem Biotechunternehmen Curevac ein. Wirtschaftsminister Altmaier betont die "hohe industriepolitische Bedeutung". Investor Hopp findet derweil deutliche Worte

 
Foto: Curevac
 

Tübingen. Der Bund wird über die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KFW) 23 Prozent der Anteile an dem Biotechunternehmen Curevac übernehmen und dafür 300 Millionen Euro investieren. Laut "Handelsblatt" sind staatliche Engagements in dieser Höhe auch im Ausland "völlig ungewöhnlich". Für Wirtschaftsminister Peter Altmaier unterstreicht das Engagement die "hohe industriepolitische Bedeutung", zugleich wolle man dem Unternehmen "die finanzielle Sicherheit bieten, um weiter an Impfstoffen arbeiten zu können".

Wobei Altmaier dabei natürlich besonders einen Impfstoff im Blick hat: Curevac gehört zu den weltweit wenigen Unternehmen, die an einem Medikament gegen das Corona-Virus arbeiten. Laut einem Curevac-Sprecher soll noch im Juni mit klinischen Studien an Impfstoffkandidaten begonnen werden.

Der Bund wird auch nach seinem Einstieg dem Unternehmen alle Freiheiten lassen und will keinen Einfluss ausüben. Das wichtigste Ziel laut Altmaier: Man wolle, dass sich "Unternehmen mit Hochtechnologie am Standort Europa entwickeln".

Eine Aussage, die der Investor Dietmar Hopp zu einem Seitenhieb nutzt: Er nannte die deutsche Steuergesetzgebung "investitionsfeindlich". Insgesamt würden "Investoren abgeschreckt und das dürfte auch der Grund sein, warum ausländische Investoren höchst selten in deutsche Biotech-Unternehmen investieren". Er rief die Politik dazu auf, "eine mutige, dramatisch verbesserte steuerliche Behandlung von solchen Risikoinvestitionen anzugehen". Hopp ist bereits seit 2005 an Curevac beteiligt und hält über seine Investmentgesellschaft Dievini aktuell 80 Prozent der Anteile – nach dem Einstieg des Bundes werden es noch 60 Prozent sein.

Die Beteiligung der KFW geschieht natürlich nicht allein, um Hochtechnologie eine Chance zu geben. Schließlich geriet Curevac vor wenigen Wochen in die Schlagzeilen, weil US-Präsident Donald Trump ein Auge auf die Tübinger geworfen hatte. Hopp betonte auch jetzt wieder, für ihn komme ein Verkauf der Firma in die USA nicht in Frage. Und Minister Altmaier brachte es auf den Punkt: "Wir verkaufen unser Tafelsilber nicht."

Curevac forscht seit 20 Jahren auf Basis sogenannter Boten-RNA an Medikamenten, die unterschiedliche Krankheiten behandeln sollen. Das Unternehmen hat bislang 360 Millionen Euro an Geldern eingesammelt, neben Hopp ist auch die Bill & Melinda Gates Foundation an dem Unternehmen beteiligt.

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