Tekfor: Gläubiger übernimmt die Kontrolle

Der indische Mutterkonzern hat keinen Zugriff mehr ins Kinzigtal – Arbeitnehmer erleichtert

 
 

Hausach. Der größte Arbeitgeber von Hausach atmet auf. Beim Autozulieferer Amtek Tekfor scheint die Zukunft gesichert. Das Unternehmen wird sich von der indischen Mutter trennen. „Ich bin erleichtert“, sagt Betriebsratschef Wolfgang Breig. Doch wie geht es weiter?

Gut vier Jahre ist es her, dass die Amtek Group die damalige Neumayer Tekfor übernommen hat. Diese Episode endet nun. Denn Fakt ist, dass der indische Mutterkonzern Amtek zurzeit keine Kontrolle über seine süddeutsche Tochter hat. Stattdessen hat ein Gläubiger das Sagen: der US-Finanzinvestor KKR. Amtek wurde über ein internationales Verfahren quasi entmündigt. Das sogenannte Receivership-Verfahren läuft vor einem Gericht in Singapur. Sinn des Verfahrens ist es, die Investoren zu schützen, wenn dem Schuldner die Pleite droht. KKR ist diesen Weg gegangen. Amtek hat nun keine Kontrolle mehr über die Tekfor – weder finanziell noch organisatorisch. Gleichwohl ist Amtek aber nicht von seinen Pflichten entbunden.

Den Konzernnamen Amtek hat die Tekfor  bereits abgelegt. E-Mail-Signaturen wurden geändert, Anrufbeantworter neu besprochen. Formal gehört Tekfor aber noch den Indern. Doch auch dieses Band soll auf absehbare Zeit gekappt werden. Und das ist in der Tat eine Erleichterung. Denn über der indischen Amtek Group schwebt eine dunkle Wolke. Der Konzern befindet sich im Umbau, der Opfer kostet. Mindestens drei deutsche Töchter haben bereits Insolvenz angemeldet: die Amtek Küpper Group aus dem Bergischen Land, Rege Motorenteile aus Thüringen und schließlich die Amtek Technologies GmbH aus Frankfurt. Das Kinzigtal kommt wohl mit dem Schrecken davon. Auch hier stockte der Geldfluss aus Fernost. Sonderzahlungen an die Mitarbeiter wurden mehrfach verschoben. Bis sich Ende April der Knoten löste. Nun ist man von der alten Mutter unabhängig. Alles laufe wieder in geordneten Bahnen, sagt Betriebsrat Breig.

KKR ist ein US-amerikanischer Finanzinvestor. Die Vermögenswerte liegen aktuell bei rund 40 Milliarden US-Dollar. Bei Tekfor sei man aber nur Kreditgeber, nicht Investor, betont das Unternehmen. „KKR engagiert sich nur mit Fremdkapital“, sagt Raphael Eisenmann, der für KKR mit der Presse spricht. Es ist auch durchaus möglich, dass KKR in naher Zukunft vom Kreditgeber zum Eigentümer wird. Es könnte aber auch noch ein anderer Investor zum Zug kommen. Endgültig entschieden ist noch nichts.

Tekfor ist mit 600 Mitarbeitern, die einen Umsatz von 125 Millionen Euro erwirtschaften, einer der wichtigsten Arbeitgeber im Kinzigtal. Weltweit hat das Unternehmen sogar 3300 Mitarbeiter. Der bisherige Chief Sales Officer Manfred Vogel ist nun zum Geschäftsführer aufgestiegen. Betriebsrat Breig spricht ihm großes Vertrauen aus. Vogel kam vor 25 Jahren nach Hausach, als die Firma noch Erich Neumayer GmbH hieß. Daneben wurde auf Anraten von KKR noch ein Interimsgeschäftsführer eingesetzt.

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