Scheufelen stemmt sich gegen den Untergang

Die Papierfabrik ist insolvent und sucht nun einen Investor – aber die Zeit drängt

 
Foto: oh
 

Oberlenningen. Ist der Niedergang der schwäbischen Papierfabrik Scheufelen noch einmal aufzuhalten? Bereits vor vier Jahren hatte das Lenninger Unternehmen 400 Stellen gestrichen. Seit dem 1. April befindet das Unternehmen sich in einem Insolvenzverfahren. Das Ende droht, wenn nicht bald ein Investor kommt.

„Viel Zeit bleibt uns nicht mehr“, sagt Insolvenzverwalter Tibor Braun. Bis zum Monatsende müsse frisches Geld ins Unternehmen fließen. Aktuell sind 290 der 340 Mitarbeiter freigestellt. Die Produktion ist stillgelegt. Eine Rumpfmannschaft hält den Betrieb aufrecht. Findet sich kein Retter, gehen bald die Lichter aus.

„Es ist zum Haare raufen“, sagt Braun. Denn Scheufelen hatte auf die vorige Krise reagiert. Hatte Geld in die Hand genommen, um die Produktion umzustellen. Statt Massepapieren wolle man künftig mit Graspapier Geld verdienen. Dieses ist noch eine recht junge Alternative. Aus Heu-Pellets wird dabei ein bedruckbares Papier hergestellt, das unter anderem zum Verpacken von Lebensmitteln benutzt wird.

Interessenten stünden Schlange, so Braun. Man könne aus dem Stand heraus mindestens 25.000 Tonnen Graspapier absetzen. Doch bevor die Kunden ihre Verpackung umstellen, wollen sie die Sicherheit, dass die Druckerei weitermacht. Dafür fehlt aber die Zusage eines Investors. „Erst dann lassen sich die Geldtöpfe öffnen“, so Braun. 

Doch die Suche ist zäh. „Man gewinnt den Eindruck, dass die Branche und die Zellstoffindustrie dieser nachhaltigen und disruptiven Technologie nicht zum Erfolg verhelfen wollen“, sagt der Anwalt. Dabei sei die Herstellung von Graspapier eine deutlich geringere Umweltbelastung. Es werden keine Chemikalien eingesetzt und deutlich weniger Wasser und Strom verbraucht. Pro Tonne würde man so 1,8 Tonnen Kohlendioxid-Emission sparen. Und weil Gras schneller nachwachse als Holz, könne man die Emission auch schneller ausgleichen.

„Wir geben nicht auf“, sagt auch Scheufelen-Geschäftsführer Stefan Radlmayer. Seit Ende 2016 hat er versucht, mit der Umstellung auf Graspapier dem Abwärtstrend bei Scheufelen zu trotzen. Das Interesse der Kunden sei immer dagewesen. Aber dann ist Scheufelen auf der Zielgerade das Geld ausgegangen. Ob es nun noch weitergeht, ist unsicher.


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