Koreaner ziehen bei BBS die Reißleine

Wegen anhaltender Verluste muss der Chef des Autozulieferers gehen – Rund 160 Stellen fallen weg

 
Foto: BBS
 

Schiltach/Herbolzheim. Seit Monaten schon mehren sich die Meldungen von Autozulieferern, dass die Geschäfte schlecht laufen. Nun hat diese Flaute auch den südbadischen Radhersteller BBS erreicht. Das Unternehmen, das in Schiltach und Herbolzheim fast 700 Mitarbeiter beschäftigt, schreibt aktuell rote Zahlen. Der Gesellschafter aus Südkorea, die Nice Group, greift nun durch – und kündigt einen Abbau von etwa 160 Stellen an. Betriebsbedingte Kündigungen soll es aber nicht geben.

Heinz Bartosch, seit etwa zwei Jahren Geschäftsführer von BBS, ist bereits weg. Seit Anfang November arbeitet er nicht mehr für BBS. „Er hat einiges richtig gemacht, war aber trotzdem erfolglos“, sagt Stefan Prutscher von der IG Metall. Als Bartosch vor zwei Jahren die Führung der BBS übernahm, ging es dieser noch gut. Einzige Sorge damals: Man konnte nicht alle Aufträge abarbeiten. Die BBS zählte seinerzeit etwa 530 Mitarbeiter an beiden Standorten.

Seither hat sich einiges getan. Die Produktion wurde hochgefahren, die Belegschaft erhöht. Doch im Zuge des von den Herstellern verursachten Dieselgate-Skandals werden heute bei BBS weniger Räder abgerufen – obschon diese vorbestellt waren. Porsche etwa hat im September als erster deutsche Autobauer verkündet, künftig keine Diesel-Autos mehr zu bauen. Das trifft mittelbar nicht nur BBS sondern viele Zulieferer – auch im Südwesten. Bei BBS seien in den vergangenen Monaten etwa ein Viertel der Aufträge weggebrochen, heißt es aus Unternehmenskreisen. Die Firma selbst äußert sich dazu aber auch auf Nachfrage nicht.

Offen geht BBS hingegen damit um, wie man aus der Verlustzone kommen will. Befristete Verträge sollen nicht verlängert, auch von Leiharbeiten werde man sich trennen. Laut Econo-Informationen geht es dabei um etwa 130 befristete Arbeitnehmer und rund 30 Zeitarbeiter.

So wie ein Fußballverein den Trainer austauscht, wenn der Club den Ansprüchen hinterherhinkt, hat sich nun auch BBS neue Verantwortliche gesucht. Gefunden wurden diese in den eigenen Reihen: Die beiden bisherigen Prokuristen Jürgen Klingelmeyer und Erwin Eigel  rücken zu Geschäftsführern auf. Klingelmeyer soll als Chief Operating Officer (COO) das Tagesgeschäft führen, Eigel als Chief Sales Officer (CSO) den Vertrieb ankurbeln. Jann Dittmann bleibt als Prokurist für die Finanzen verantwortlich. Zudem wird auch die Nice Group stärker auf das Tagesgeschäft schauen. Seit drei Jahren gehört BBS dem südkoreanischen Konzern. Donghyun Jin, der bisher Beirat von BBS war, soll als Interims-Geschäftsführer den Strategie-Wechsel begleiten. Seit Mitte November ist er darum vor allem in Schiltach vor Ort.

„Mit dem neuen Führungsteam soll nun zum einen ein stärkerer Focus auf den Ausbau der Marke BBS rund um den Globus einhergehen und zum anderen der weitere Ausbau der Partnerschaft mit OEM-Kunden aus dem Premium-Segment erfolgen“, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens.

Gewerkschafter Prutscher begrüßt den Wechsel. Es sei positiv, dass nicht einfach externe Manager eingekauft wurden, um den Kurs zu korrigieren. Doch auch die neue Führungsspitze brauche ein wenig Zeit, um sich einzuarbeiten.

Die Geschichte der BBS ist fast 50 Jahre alt: 1970 wurde das Unternehmen von Heinrich Baumgartner und Klaus Brand gegründet. Seither ging es immer wieder auf und ab. Ein Tiefpunkt war die Insolvenz im Jahr 2011. Damals war auch geplant, die Herbolzheimer Fabrik zu verkaufen – was jedoch scheiterte. Aktuell sei das Werk aber unverzichtbar, so Prutscher. Seit 2015 gehört BBS zur koreanischen Nice Group. Aktuell sind in Herbolzheim etwa 180 und in Schiltach 490 Menschen beschäftigt.

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