Hymer sucht Investoren

Die Reisemobil-Gruppe erwägt den Einstieg von Geldgebern. Die Eigentümerfamilie will dafür jetzt sogar größere Zugeständnisse machen. Der Grund dafür ist schlicht

 
Foto: pr
 

Bad Waldsee. Der Bieterprozess für den Einstieg bei der Erwin Hymer Group läuft seit Anfang des Jahres und geht aktuell in die heiße Phase. "Wir führen intensive Gespräche mit möglichen Partnern", sagte Vorstandschef Martin Brandt dem "Handelsblatt". Nicht kommentieren wollte er indes die Namen der Verhandlungspartner – darunter die Private-Equity-Häuser KPS, Cinven und Cerberus (letzterer hat im Land mit der Übernahme der Südwestbank Schlagzeilen gemacht).

Besonders bemerkenswert ist indes eine "Information aus Finanzkreisen", von der das Blatt berichtet: Demnach soll die Eigentümerfamilie um Gerda Hymer, der Witwe von Gründer Erwin Hymer, nun bereit sein, eine Mehrheit an der nicht börsennotierten AG abzugeben. Noch im März war in einer Mitteilung lediglich von einer "bedeutenden Minderheitsbeteiligung" die Rede, die man von Seiten der Familie einem Investor zugestehen wolle. Zudem erwägt man eine Rückkehr an die Börse.

Hintergrund für das Zugeständnis könnte eine Rangelei um den Firmenwert sein. Während die Eigentümer diesen auf eher drei Milliarden Euro taxieren, sehen die Bieter gut eine Milliarde weniger. Insgesamt wird der Invest ohnehin als eher risikoreich angesehen: Die Gruppe ist zwar Marktführer bei Caravans, Reisemobilen und allerlei Dienstleistungen drumherum, aber die Reisebranche gilt als stark konjunkturabhängig. Offizielle Aussagen gibt es hierzu naturgemäß nicht. 

Der Grund für den Investorenprozess liegt in der Stärke der Gruppe in Europa – es gibt hier nicht mehr viel in Sachen Wachstum zu gewinnen. Der Gang in die USA und eher noch nach Asien ist aber kapitalintensiv. Zugleich zehren an der Gruppe die Herausforderungen durch neue Antriebe sowie vernetztes und autonomes Fahren.

Die Hymer-Gruppe geht zurück auf den Gründer Erwin Hymer, der 1957 mit dem "Troll" den ersten Wohnwagen auf den Markt brachte. Zwischen 1990 und bis zum Tode Hymers im Jahr 2013 war der Caravanhersteller an der Börse notiert. Heute ist die Gruppe vollständig im Besitz der Familie. Im vergangenen Geschäftsjahr 2016/2017 setzte die AG mit ihren 21 Marken und 6000 Mitarbeitern 2,1 Milliarden Euro (plus 3,1 Prozent) um und lieferte 55.000 Fahrzeuge (plus 3,8 Prozent) aus. Zu den bekanntesten Marken der Gruppe zählen Hymer, Bürstner und Dethleffs.

Teilen auf

Das könnte Sie auch interessieren