Die Genossen sind gefragt

Die Molkerei Omira steht vor dem größten Einschnitt der Geschichte: Chef Ralph Wonnemann will das angeschlagene Unternehmen an einen Konzern verkaufen. Der macht dafür weitreichende Zugeständnisse.

 
Foto: pr
 

Ravensburg. Es hatte sich schon länger abgezeichnet, Gerüchte machten immer wieder die Runde – und nach dem Aus des Werks in Rottweil 2014 wurden die Stimmen immer lauter: Die genossenschaftlich organisierte Oberland-Milchverarbeitung Ravensburg, kurz Omira, hat am Markt alleine keine Chance mehr. Nun hat der 2012 als Sanierer zu Omira gekommene Ralph Wonnemann bekannt geben: Lactalis will die Oberschwaben samt aller Produktionsanlagen und Mitarbeiter übernehmen. Zudem sagt der Konzern den gut 2600 liefernden Milchbauern laut Mitteilung "einen festen Milchpreis für die Dauer von zehn Jahren zu".

Allerdings haben die Omira-Genossen mit festen Verträgen ihre eigenen Erfahrungen gemacht: Anfang 2012 handelte man langfristige Verträge mit den Abnehmern aus – weil man einen Einbruch bei den Milchpreisen befürchtete. Doch es kam anders, ganz anders. Innerhalb von sechs Wochen drehte der Markt und die Genossen mussten am Ende teure Milch zukaufen, um die Verträge erfüllen zu können. Am Ende steht ein Verlust von 15 Millionen Euro und reihenweise verprellte Milchbauern, weil der Milchreis gesenkt werden muss.

Doch Wonnemann hat nicht nur diesen Vertrag als Baustelle ausgemacht. Der Sanierer will Einschnitte beim Frischegeschäft mit Sahne, Milch und Joghurt durchsetzen: Dieses Segment gilt als Risikoanfällig weil hochvolatil. Und Omira ist 2012 zu 90 Prozent von diesen Produkten abhängig. Stattdessen setzt Wonnemann auf die Produktion von Milchpulver. Wie weit der Umbau indes vorangekommen ist, dazu hält man sich bei der Omira zurück.

Fest steht aber: Der Umsatz sinkt weiter. Lag er in 2014 bei 609,8 Millionen Euro so sanken die Erlöse auf 420 Millionen Euro in 2016. Das Jahresergebnis liegt 2016 bei 0,7 Millionen Euro. In Oberschwaben resümiert man das abgelaufene Jahr stellvertretend für die Branche: "Es war das schlechteste Jahr für die Molkereien seit zehn Jahren."

Nun hat also der französische Konzern Lactalis Interesse an Omira. Als Grund nennt man die beiden Produktionsstätten in Ravensburg und Neuenburg a.d.D. in Bayern. Bislang hat der Konzern keine eigenen Produktionen in Deutschland – allerdings 236 in 44 Ländern weltweit. Mit einem Umsatz von 17,3 Milliarden Euro und 75.000 Mitarbeitern zählt das Familienunternehmen zu den führenden Milchverarbeitern weltweit.

Nun sind die Genossen gefragt: Am 22. Juni sollen die Gesellschafter der 1929 gegründeten Molkerei über das Angebot befinden. Die Zustimmung dürfte auch davon abhängen, wie am Ende mit den Einlagen der Genossen verfahren wird. Hierzu gab es bislang noch keinerlei Aussage. 

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