Zim Flugsitz kann durchstarten

Die Gläubiger des Luftfahrtzulieferers haben dem Insolvenzplan zugestimmt. Chef Heiko Fricke sieht dank Kostensenkung und neuen Produkten das Unternehmen "für die Zukunft gut aufgestellt"

 
Foto: ZIM Flugsitz GmbH
 

Markdorf. Die Gläubigerversammlung hat nach Angaben der Restrukturierungsgesellschaft Pluta dem Sanierungsplan für die Zim Flugsitz zugestimmt – wobei man in der Kanzlei durchaus überrascht war, dass der Zuspruch einstimmig erfolgte. Damit kann das Unternehmen gut ein halbes Jahr nach dem Schlüpfen unter den Rettungsschirm das Insolvenzverfahren eventuell bereits zum Ende des Jahres wieder verlassen. Für Zim-Geschäftsführer Heiko Fricke ein wichtiger Schritt: So könne man "wieder gleichberechtigt an Ausschreibungen teilnehmen".

Denn die Markdorfer haben parallel zur Ausarbeitung des Sanierungskonzeptes eine neue Generation von Sitzen für die Premium Economy Class in Flugzeugen entwickelt, die Markteinführung ist für Mitte des kommenden Jahres geplant. Fricke zeigt sich damit zuversichtlich: "Unser Unternehmen ist nun für die Zukunft gut aufgestellt."

Produziert werden diese Sitze dann wie alle anderen wieder komplett in Markdorf. Denn das von Pluta in enger Abstimmung mit dem Mehrheitsgesellschafter Aurelius sieht eine Stärkung des Stammsitzes vor – das erst vor vier Jahren Werk in Schwerin eröffnete Werk wurde bereits in einen Service- und Entwicklungsstandort umgewandelt. Von 68 Arbeitsplätzen blieben so 20 erhalten. In Markdorf hingegen gab es die tiefsten Einschnitte beim Management, zudem wurden verschiedene Verträge neu ausgehandelt, auch mit bestehenden Kunden. Und es wurde die Produktion effizienter aufgestellt. Damit hat sich bewahrheitet, was sich bereits im September als Maßnahmen abgezeichnet hat. Nur der Versuch, einen zusätzlichen Investioren zu finden, ist wohl gescheitert.

Sachwalter Martin Mucha von der Kanzlei Grub Brugger zeigt sich angesichts der Zustimmung der Gläubiger sowie der eingeleiteten Maßnahmen positiv: Er sei "zuversichtlich, dass das Unternehmen eine Zukunft hat und seine zweite Chance nutzt".

Die Zim Flugsitz wurde 1995 als Ingenieurbüro gegründet, ab 2007 wurden die ersten ultraleichten Sitze für Flugzeuge entwickelt und produziert. 2019 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz in Höhe von 55 Millionen Euro – allerdings nicht auskömmlich, die Rücklagen schmolzen dahin. Zim hatte sich mit dem Aufbau eines zweiten Produktionsstandortes in Schwerin übernommen. Offenkundig auf Druck der Gläubiger übernahm die Beteiligungsgesellschaft Aurelius die Mehrheit an dem Unternehmen. Ab Ende Juli 2020 wurde dann das Schutzschirmverfahren genutzt, um das Unternehmen neu aufzustellen.

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