Zim Flugsitz hart gelandet

Der Luftfahrtzulieferer beantragt ein Verfahren in Eigenregie – die Begründung Corona wirkt schwammig. Zim wurde eher ein Opfer des eigenen Erfolgs

 
Foto: ZIM Flugsitz GmbH
 

Markdorf. Die Zim Flugsitz hat beim Amtsgericht Konstanz einen Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenregie gestellt. Zum Sachwalter wurde der Anwalt Martin Mucha von der Kanzlei Grub Brugger bestellt, Jochen Glück und Maximilian Pluta von der Kanzlei Pluta unterstützen die Zim-Geschäftsführung um Heiko Fricke. Der Geschäftsbetrieb solle uneingeschränkt weiterlaufen, und die Gehälter der rund 200 Mitarbeiter sind gesichert.

Als Grund für die Schieflage wird in einer Mitteilung Geschäftsführer Fricke mit dem Ausspruch "aufgrund der Coronakrise erlebt die gesamte Luftfahrtbranche einen beispiellosen Einbruch" zitiert. Und von Seiten Pluta wird noch hinzugefügt "die anhaltenden und deutlichen Umsatzrückgänge" seit der Pandemie seien verantwortlich für die Antragstellung.

An der Schieflage der Branche bestehen keine Zweifel, die Ankündigungen des Flugzeugherstellers Airbus in Sachen Arbeitsplatzabbau geben davon ein gutes Bild. Doch damit lassen sich die aktuellen Ereignisse bei Zim allenfalls zum Teil erklären – der Flugsitzhersteller hat nämlich schon längere Zeit finanzielle Probleme: In der Bilanz des Jahres 2018 wird ausführlich über die Verbindlichkeiten in Millionenhöhe informiert, über die Schwierigkeiten bei der Auslieferung bestellter Sitze und höheren Testkosten. Zudem blieb der Umsatz mit 42 Millionen Euro bis zu acht Millionen unter der Prognose. Das Ergebnis: rote Zahlen.

Ein Wort fällt dabei besonders auf: in Summe bestehe eine "Bestandsgefährdung".

Die Banken und Kreditgeber hatten deshalb schon 2018 Druck aufgebaut und ein Sanierungsgutachten gefordert. Zudem musste ein zusätzlicher Investor gefunden werden – Ende 2019 stieg dann der Finanzinvestor Aurelios als Mehrheitsgesellschafter ein. Die Gründer Angelika und Peter Zimmermann blieben ebenfalls an Bord, mussten aber die Verantwortung mit Heiko Fricke teilen. Aurelios war Anfang des Jahres noch voller Tatendrang, sprach von dem "sehr guten und langfristigen Auftragsbestand" und der "guten Marktposition in einem wachsenden Marktumfeld". Dann kam Corona.

Doch Corona erklärt nicht die sich abzeichnende Schieflage im Jahr 2018 – die hat dafür mit dem Erfolg der Zim zu tun: Die Flugsitze aus Markdorf waren bei den Flugzeugherstellern beliebt, weil gut designt und mit durchdachten Details ausgestattet. Kurzum: Es wurden immer mehr Sitze bestellt. Doch die Produktion war der Flaschenhals. Also wurde ab 2017 ein neuer Standort in Schwerin aus dem Boden gestampft. Nicht alleine der Bau fraß Liquidität, auch der Aufbau des Lagerbestandes und das Hochfahren der Produktion kosteten reichlich Geld – am Ende eben mehr, als eingeplant war.

Vor diesem Hintergrund ist eine Aussage von Geschäftsführer Fricke zutreffend: "Die nächsten Monate werden für unser Unternehmen eine große Herausforderung." Man darf gespannt sein, wie die Zim zu neuen Höhenflügen starten wird.

Zim wurde 1995 als Engineering Dienstleister für den Flugzeugbau von Angelika und Peter Zimmermann in Markdorf gegründet. Ab 2007 wurden eigene Flugzeugsitze entwickelt, von denen schlussendlich zehntausende Stück in verschiedenen Ausführungen für die unterschiedlichsten Klassen und Airlines gebaut wurden. Ein Grund des Erfolgs soll die besondere Leichtbau-Konstruktion gewesen sein.

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