Weber Automotive in Schieflage

Der Antriebsspezialist aus Markdorf will sich in Eigenverantwortung sanieren. Chef Frank Grunow zeigt sich zuversichtlich und spricht von einer "zufriedenstellenden Auftragslage". Hintergrund ist wohl ein handfester Streit der Gesellschafter

 
Foto: Weber Automotive
 

Markdorf. Die Weber Automotive sowie die dazugehörige Beteiligungsgesellschaft Weber Industrie Holding haben beim Amtsgerichts Konstanz Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenregie gestellt. Das teilte Rechtsanwalt Martin Mucha von der Kanzlei Grub Brugger mit; er ist nun Generalbevollmächtigter während des Verfahrens. Nach seinen Angaben war der Schritt aufgrund "finanzieller Schwierigkeiten" unausweichlich geworden. Mehrmals 1500 Mitarbeiter sind betroffen.

Frank Grunow, CEO und CTO von Weber Automotive, wird in der Mitteilung mit den Worten zitiert, er "bedauere den Schritt der Insolvenzanmeldung außerordentlich, zumal wir eine zufriedenstellende Auftragslage haben". In Gesprächen hätten die Kunden dem Unternehmen das Vertrauen ausgesprochen, weswegen sich Grunow zuversichtlich in Sachen Neuaufstellung zeigt. Auch Mucha zeigt sich positiv, zumal die Löhne und Gehälter über das Insolvenzgeld abgesichert seien: "Das verschafft uns Luft, um in den nächsten drei Monaten die Restrukturierung und Sanierung der Weber Gruppe voranzutreiben."

Weber Automotive wurde 1969 gegründet und gilt als Spezialist für Antriebskomponenten für Autos, Nutzfahrzeuge und Freizeitmobile – ab 2011 nahm das Unternehmen indes rasant Fahrt auf. Lag der Umsatz damals noch bei 74 Millionen Euro so kletterte er bis 2017 auf 304 Millionen Euro in der Gruppe. Zu den Kunden gehören weltweit die führenden Automotivekonzerne und Zulieferer. Allerdings kämpfte man schon 2017 laut veröffentlichter Bilanz mit Umsatzrückgängen bei Weber Automotive und schrieb ein leichtes Minus. Für 2018 wurden weitere Rückgänge prognostiziert. 

Bereits seit 2016 haben die Verantwortlichen versucht, das damalige Familienunternehmen zukunftsfähig aufzustellen. Unter anderem ist mit der Investmentgesellschaft Ardian ein neuer Gesellschafter an Bord gekommen. Anschließend wurde Mitte 2018 der Vorstand umgebaut, die Familie hat die Verantwortung abgegeben, blieb aber über die Beteiligungsgesellschaft eng verbunden. Zudem wollten sich Webers um die Erschließung neuer Geschäftsfelder kümmern. Parallel führten Ardian und die Familie Weber eine Kapitalerhöhung durch und brachten Eigenkapital in Höhe von zusammen 45 Millionen Euro ein, um das weitere Wachstum abzusichern.

Update: Die Finanzspritze hat wohl nicht ausgereicht, um die Gruppe nachhaltig in die Zukunft zu führen. Wie das "Handelsblatt" in seiner Online-Ausgabe schreibt, gibt es zwischen den Gesellschaftern Ardian und der Familie Weber Streit um weitere Gelder. Diese würden benötigt, um die Gläubigerbanken zu besänftigen und die Kreditauflagen zu erfüllen – die ambitionierten Wachstums- und Gewinnziele haben sich demnach nach Angaben von Ardian "nicht im Ansatz" umsetzen lassen. Die beiden Parteien schieben sich nun gegenseitig den Schwarzen Peter zu, wer an der aktuellen Lage die Schuld trägt und wer zu welchen Maßnahmen bereit wäre.  

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