„Was mache ich denn nun damit?“

Ralf Jourdan und Andreas Crucius haben vor fünf Jahren das Beratungsunternehmen Pebco gegründet und Firmen wie die Neue Alno bei Veränderungen begleitet. Nun ergänzt das Duo das Angebot und hat einen neuen Senior Partner an Bord geholt. Denn: „Auf den Mittelstand werden große Baustellen zu kommen“

 
Foto: Jigal Fichtner für econo
 

Ettlingen. Diese Frage mussten Ralf Jourdan und Andreas Crucius erst einmal sacken lassen: "Was mache ich denn nun damit?" Dabei sind die beiden Vorstände des Beratungsunternehmens Pebco einiges gewöhnt, haben fünf Jahre Erfahrung in der eigenen AG und waren davor in Konzernen wie dem Möbelhersteller Nolte unter anderem in der Geschäftsführung verantwortlich. Jourdan: "Aber das, was unser Kunde da als Auftrag an uns herangetragen hat, war dann doch besonders."

Dieser Kunde, ein gelernter Elektriker, hatte über 25 Jahre hinweg ohne echte Finanzierung oder gar Strategie ein einige hundert Kilometer langes Glasfasernetz aufgebaut. Das alles war zwar irgendwie auskömmlich, aber so dann doch nicht zukunftsfähig.??

Das Beispiel symbolisiert für das Duo gut, wie sich die Pebco am Markt positioniert: "Wir stoßen an und begleiten Veränderungen im klassischen Mittelstand", so Jourdan und Crucius ergänzt: "Die Bandbreite der Veränderungen reichen dabei von Nachfolgeregelungen über Finanzierungen bis zu Prozessen und Geschäftsmodellen." Wobei das Team der beiden Ettlinger nicht von oben herab agiert, sondern "von Beginn an die Mitarbeiter in den Unternehmen mitnimmt". Schließlich geht eine wie auch immer geartete Veränderung stets mit Änderungen in der Organisation einher. Jourdan: "Wenn man nicht die Belegschaft an Bord hat, wird es sehr schwierig."

Wobei für die Vorstände selbst gleich am Beginn ihrer Überlegungen zur Selbstständigkeit eine Schwierigkeit auftauchte: "Für uns war klar, dass nach Jahren in Konzernstrukturen eine Veränderung her sollte. Und wir wollten unsere Erfahrungen auf den unterschiedlichen Ebenen weitergeben - aber braucht es dazu tatsächlich noch ein Beratungsunternehmen, denn diese gibt es bereits wie Sand am Meer!?", fasst Crucius die Grundsatzfrage zusammen.

Betrachtet man den Markt, dann ist die Fragestellung berechtigt – immerhin macht sich gefühlt jede zweite ehemalige Führungspersönlichkeit selbstständig. Dazu kommen die großen Beratungsunternehmen wie EY oder Vereine wie BW-Con, die alle ihre Unterstützung anbieten. Schaut man sich in Portalen wie "unternehmensberaterscout.de" um, trifft man auf hunderte Berater von der Einzelperson bis zur Organisation - in jeder Region. Knapp 19.000 Beratungsanfragen will allein dieses Portal in den vergangenen Jahren vermittelt haben. Kurzum: Dieser gesamte Bereich ist umtriebig, zersplittert und vor allem unübersichtlich.

Jourdan: "Das hatten wir natürlich alles vor Augen. Trotzdem haben wir uns zu dem Schritt entschlossen, da wir ein klares Alleinstellungsmerkmal identifiziert hatten: Wir verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz und haben Prozess -und Führungskompetenz, aber eben auch eine große technische Expertise." In Kooperation mit der Concept aus Stuttgart haben Jourdan und Crucius ihre Pebco, kurz für "People build companies", aufgebaut.

Warum das Duo die Prozess -und Technologiekompetenz besonders hervorhebt? "Weil im kleineren und mittleren Mittelstand Themen wie Prozesse, Technik und IT meist zusammengewürfelt sind, weil über viel Jahre organisch gewachsen. Dabei ist dieser Bereich nicht erst seit der Pandemie entscheidend für die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens", so Crucius: "Zudem wird die Struktur -und die Leistungsfähigkeit der Systeme oft stiefmütterlich behandelt was bei Veränderungsprozessen einem dann meist auf die "Füße fällt". Dabei ist dies ähnlich entscheidend wie eine Akzeptanz der Mitarbeiter."

Mit ihrem Ansatz hat das Duo in den vergangenen Jahren offenkundig überzeugt. Zehn Mitarbeiter gehören mittlerweile zum Team, weitere werden aktuell eingestellt, dazu kommt ein breites Netzwerk an Spezialisten.

Wohin soll es nun weiter gehen? Wie will die Pebco auf die aus ihrer Sicht kommenden "Baustellen für den Mittelstand" reagieren?Jourdan erläutert: "Unsere Kunden kommen aus dem Mittelstand mit Umsätzen zwischen fünf und 150 Millionen Euro. In dieser Unternehmensgröße können Sie aufgrund von Kosten- und Kapazitätsgrenzen nicht alle notwendigen Kompetenzen aufbauen beziehungsweise für den Bedarfsfall vorhalten, hier wollen wir weiter unsere Kompetenz anbieten und ausbauen".

Derzeit baut das Vorstandsduo die Kompetenzen im Bereich der Mittelstand-Finanzierung aus: "Gerade im Bereich der Refinanzierung wird es in Kürze auch aufgrund der Auswirkungen der Pandemie in Unternehmen große Herausforderungen geben." Den klassischen Hausbanken sind häufig aufgrund der regulatorischen Vorgaben die Hände gebunden. Auch die Steuerberater sind meist nicht in der notwendigen Tiefe eingearbeitet. Jourdan: "Andererseits stammen im Durchschnitt bereits 30 Prozent des Fremdkapitals in Unternehmen nicht von klassischen Banken. Daraus ergeben sich Chancen und Risiken gleichermaßen. Damit muss man sich heute als Mittelständler beschäftigen und entsprechend ausrichten, dafür benötigt es die entsprechende Kompetenz" Ergo: es besteht Beratungsbedarf.

Der Pebco ist es nun gelungen einen erfahrenen Finanzmann zu gewinnen. Jourdan: "Seit Januar treibt Heiko Then als Senior Partner und Gesellschafter das Thema Mittelstandfinanzierung voran." Then war in den vergangenen 20 Jahren in Baden-Württemberg und Süddeutschland bei der HVB, Unicredit für das Corporate Banking, also Firmenkundengeschäft, verantwortlich.

Mit ihrem Beratungsansatz haben die beiden Pebco-Vorstände den Küchenhersteller Neue Alno ebenso beim Neustart begleitet, wie einen Chemiespezialisten aus Australien, der sich gezielt im Bereich der Batterietechnologie durch ein Patent auf ein Nickel-Verfahren verstärkt hat. "Hier begleiten wir die Ausgründung aus einer mittelständischen Unternehmensgruppe mit einer langfristig angelegten Geschäftsstrategie", erläutert Crucius.

Und dann war da ja auch noch der Elektriker mit seinem Glasfasernetz der sich die Zukunftsfrage stellt: Was wurde denn nun damit gemacht? "Wir haben viel mit dem Unternehmer diskutiert, dabei gemeinsam eine Strategie entwickelt, die Finanzierung nachhaltig gesichert und dann die Strategie - nämlich ein gesundes zukunftsfähiges Unternehmen an den passenden Partner zu verkaufen begleitet", erläutert Jourdan. Eigentlich eine einfache Antwort, wenn man die richtige Frage stellt.

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