Villis verlässt die EnBW

Hans-Peter Villis zieht einen Schlussstrich: Der EnBW-Chef wird seinen Posten aufgeben. Er kommt damit seinem Rausschmiss durch die Landesregierung zuvor. Die hat nun ein Problem.

 
Foto: enbw
 

Karlsruhe. Zum Schluss wagt Hans-Peter Villis die Flucht nach vorne. Er "stehe für eine Wiederbestellung als Vorstandsvorsitzender der EnBW nach Auslaufen seines Dienstvertrages Ende September 2012 nicht zur Verfügung" teilt die EnBW in einer Pressemitteilung mit.

Villis kommt damit seiner wahrscheinlichen Demission zuvor. Der massiv in Kritik geratene Konzernchef hatte zwar bis zuletzt Interesse an einer Vertragsverlängerung gezeigt, wurde vom Aufsichtsrat jedoch ignoriert. Stattdessen sandte ihm die grün-rote Landesregierung ein ums andere Mal eindeutige Zeichen, dass seine Zeit abläuft.

Dass der ungeliebte Villis nicht schon früher seinen Posten aufgeben musste, hat vor allem mit einem zu tun: Ein neuer Chef für die kriselnde EnBW ist derzeit nicht in Sicht. Angeblich ist das Staatsministerium seit Wochen auf der Suche, gefunden wurde noch niemand. Villis' Abgang setzt damit die Anteilseigner OEW und Landesregierung unter Druck. 

Weg frei für Kapitalerhöhung bei EnBW?

Dem Vernehmen will die Landesregierung nach Villis' Aus jedoch den Weg für die dringend benötigte Kapitalerhöhung bei der EnBW frei machen. Villis' Aus war in Regierungskreisen offenbar zuvor als Voraussetzung definiert worden. Das Unternehmen braucht dringend frisches Kapital, um den Umbau vom Atom- und Kohlekonzern zu finanzieren.

Die Landesregierung nimmt den Entschluss Villis' derweil reserviert zur Kenntnis. Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD) sagte: "Ich nehme den Schritt mit Respekt zur Kenntnis." Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) erklärte: „Die Landesregierung hat die Entscheidung von Herrn Villis, für eine Vertragsverlängerung nicht zur Verfügung zu stehen, mit Respekt zur Kenntnis genommen und bedankt sich für seine geleistete Arbeit in einer schwierigen Phase für das Unternehmen." Jetzt habe der Aufsichtsrat die Aufgabe, einen geeigneten Nachfolger zu finden. 


Schütz: Grün-Rot hat Villis "systematisch weggemobbt"

Die Opposition nutzt den Villis-Abgang erwartungsgemäß zum Frontalangriff auf die Landesregierung – und spart nicht mit harscher Kritik: „Hans-Peter Villis ist von Grün-Rot systematisch weggemobbt worden", erklärt etwa die Karlsruher CDU-Landtagsabgeordnete Katrin Schütz. „Mitten im Umbau der EnBW den Konzernchef auszuwechseln ist ein fataler Fehler, zumal die Landesregierung bis jetzt auch keinerlei Strategie für die Zukunft des Konzerns vorzuweisen hat.“ 

Für den Standort Karlsruhe sieht Schütz schwere Zeiten anbrechen: "Die grün-rote Landesregierung betreibt die Politisierung der EnBW – das ist für ein Wirtschaftsunternehmen tödlich. Gleichzeitig ist sie nicht bereit, die Kapitalerhöhung mitzutragen, die für die Energiewende dringend nötig ist. Das alles kann nicht ohne Folgen für die Standorte bleiben." 


Für das Bonmot des Tages sorgte wiederum Wirtschafts- und Finanzminister Schmid. Für den Nachfolger von Villis werde es nun "in bewährter Einigkeit zwischen OEW und Land ein entsprechendes Suchverfahren geben". Angesichts der Verwerfungen zwischen den beiden größten Anteilseignern dürfte der Minister das ironisch gemeint haben. Oder auch nicht.

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