Sparkassen beenden Experiment

Auch das letzte Institut macht Schluss mit "Yomo". Dabei war die hippe App ambitioniert gestartet – hatte aber einen entscheidenden Geburtsfehler

 
Foto: Sparkassen-Finanzportal GmbH
 

Esslingen. Am 1. November ist Schluss. Dann wird auch die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen das Engagement bei "Yomo" beenden: "Leider haben sich zu wenige Kunden für dieses Angebot interessiert", zitiert das "Handelsblatt" aus einem Schreiben an die Kunden. Die Esslinger waren neben der Sparkasse Paderborn-Detmold offenkundig die letzten, die an dem Angebot noch festgehalten haben. Ende des Jahres wird dann auch der Sparkassen IT-Dienstleister Finanz Informatik das Angebot nicht mehr unterstützen.

Dabei ist Yomo (die Abkürzung steht für "Your Money") vor rund vier Jahren mit großen Ambitionen gestartet: Das mit einer App verquickte Angebot sollte Finanz-Start-ups wie N26 die Stirn bieten und vor allem junge Menschen adressieren – deshalb auch die interne Projektbezeichnung "N25". Die Chancen dafür waren nicht schlecht: Die Sparkassen sind über Clubs, Magazine, Konten und Engagement bei jungen Menschen ab der Grundschule gut verankert. Eigentlich. Und sind generell mit 35 Millionen Kundenkonten eine Macht. N26 bringt es hingegen "nur" auf rund fünf Millionen Konten. Wirkt aber eben junger, frischer und gilt als digital schlicht besser aufgestellt.

Im Internet alleridngs liest sich das "Yomo"-Angebot nicht schlecht: Geboten wird eine "Kontoeröffnung bei einer Sparkasse deiner Wahl". Es gibt eine Debitkarte, allerlei Funktionen in der App bis zur Geldüberweisung an Freunde und sogar "ein Dispo zum Start" wird anpreist (wenn auch versehen mit Auflagen). All das auch jetzt noch, obschon das Aus für "Yomo" unabwendbar scheint.

Wobei sich dieses Aus seit längerer Zeit abgezeichnet: Nur ein Dutzend der rund 400 Sparkassen bundesweit machten bei "Yomo" mit. Die Kreissparkasse in Esslingen-Nürtingen war die einzige aus dem Land, die prominentesten Vertreter waren die Häuser aus München, Düsseldorf und Köln. Dabei sollten es zum Start mindestens 130 sein. Das Erreichen des Ziels wurde indes immer wieder verschoben.

Denn innerhalb der Sparkassen-Familie sorgte das Angebot für Streit – nicht allein wegen der Funktionalität, die wenig progressiv erscheint. Vor allem wegen eines Tabubruchs: Die "Yomo"-Sparkassen wollten nämlich bundesweit Kunden einsammeln. Dabei gehört das Regionalprinzip zu den Eckpfeilern des Selbstverständnisses der Sparkassen. Und diese Stütze schleifen? Das war dann doch zu viel des Guten.

Jetzt also stirbt "Yomo" im Stillen. Vielleicht wird es aber ein zweites Leben geben, mit ähnlichen Funkionalitäten, aber anderem Namen. Jedenfalls wird so etwas in Sparkassen-Kreises gemunkelt.

Denn eines ist klar: Der rote Riese braucht etwas, um – wie es intern heißt – "dem schleichenden Kundenverlust bei den jungen Erwachsenen" entgegenzuwirken.

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