Sioux wird neu besohlt

Der Schuhhersteller saniert sich in Eigenregie. Als Gründe nennt Geschäftsführer Lewin Berner ein "Massensterben" sowie eine gescheiterte KfW-Finanzierung – trotz Rekordkurs

 
Foto: Sioux
 

Wahlheim. Für eine Gesellschaft der Sioux Gruppe wurde ein Sanierungsverfahren in Eigenregie beantragt, das teilte das Unternehmen mit. Betroffen ist demnach das für das Geschäft mit den Fachhändlern verantwortliche Unternehmen, bei dem 35 Menschen angestellt sind. Der vorläufige Sachwalter des Verfahrens ist Thomas Rittmeister von der Kanzlei Reimer Rechtsanwälte, der Anwalt Christian Feketija begleitet als Generalbevollmächtigter die Geschäftsführung. Geschäftsführer Lewin Berner bleibt im Amt, zudem wird der Geschäftsbetrieb uneingeschränkt weitergeführt.

Als wichtigen Grund für die Sanierung nannte Berner die Auswirkungen der Pandemie: "Wir waren auf dem Weg, in der Firmengruppe das beste erste Quartal seit fast einem Jahrzehnt abzuliefern, da wurde uns durch Corona quasi über Nacht der Boden unter den Füßen weggezogen." Ab März sei der Umsatz mit Fachhändlern "fast vollständig zum Erliegen gekommen" und habe sich bis Mitte Juni nicht erholt.

Wobei Berner generell nicht mit einer schnellen Erholung rechnet: "Wir erleben im Moment ein Massensterben unter unseren Handelspartnern, und wir gehen von perspektivisch 30 Prozent weniger Umsatz mit Händlern aus." Das wirke sich auf die betroffene Gesellschaft voll aus.

Vor diesem Hintergrund habe man laut Berner eine Finanzierung auf Basis der Corona-Hilfsprogramme durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) erreichen wollen. Diese sei aber "aus formalen Gründen" nicht zustande gekommen, wie Berner gegenüber dem Sender "NTV" sagte. Man habe nicht warten können, bis von Seiten der Politik diese Hürden nachgebessert würden.

Wobei der Geschäftsführer von der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens überzeugt ist: Das Interesse der Käufer an den Schuhen der Marke sei hoch, das Online-Geschäft, das über eine andere Tochtergesellschaft betrieben wird, wachse "weiterhin stark". Entsprechend solle dieser Bereich ausgebaut werden. Berner: "Wir halten an der Strategie fest, die Digitalisierung voranzutreiben und uns noch stärker auf die Endkunden hin auszurichten." Man wolle aber Partner des Fachhandels bleiben. Die wichtigsten Lieferanten hätten bereits zugesagt, das Unternehmen weiter zu unterstützen.

Sioux wurde 1954 gegründet und gilt als "Erfinder" der Mokassins in Deutschland, hat aber auch spezielle Autofahrerschuhe entwickelt. Heute beschäftigt das Unternehmen – nach einigen Wirrungen und wechselnden Zugehörigkeiten unter anderem zu Salamander und Egana Goldpfeil – 75 Mitarbeiter. Pro Jahr werden rund 650.000 Paar Schuhe hergestellt, die in 25 Ländern verkauft werden. Der Hauptmarkt ist weiterhin Deutschland. Geschäftsführer Lewin Berner hält seit 2010 Anteile an Sioux, den Hauptanteil hält die Beteiligungsgesellschaft Square Four Investments. Im Jahr 2018 wurden 24 Millionen Euro umgesetzt.

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