Raum W ist insolvent

Der Objekteinrichter aus Kirchzarten sieht aber einen Weg aus der schweren Krise

 
Foto: Raum W
 

Kirchzarten. Ausgerechnet im 40. Jahr seines Bestehens steckt der südbadische Objekteinrichter Raum W in einer schweren Krise. Das inhabergeführte Familienunternehmen aus Kirchzarten hat Insolvenz angemeldet. Knapp 20 Mitarbeiter bangen um ihren Arbeitsplatz. Doch die Unternehmer geben sich kämpferisch.

Vor drei Jahren war das aus Freiburg stammende Unternehmen nach Kirchzarten gezogen. Jacob und Max Werner, die Söhne des Firmengründers Berthold Werner, hatten unter dem Namen Raum W eine neue Marke aufgebaut. Der Start verlief schwierig. „Das Jahr 2017 war eine Katastrophe“, sagt Max Werner. 2018 habe sich das Blatt jedoch gewendet. „Die Auftragsbücher sind so voll wie nie.“ Der Umsatz habe sich auf drei Millionen Euro nahezu verdoppelt.

Doch nun gibt es neue Probleme: Ein Großkunde aus der Schweiz zahlt nicht. Die Firma mit gut 400 Mitarbeitern habe selbst Insolvenz angemeldet. Der Forderungsausfall ist bei Raum W nicht versichert. Da habe man keine andere Möglichkeit gesehen als eine Sanierung per Insolvenz. Ende Februar war Werner den Weg zum Amtsgericht gegangen, Anfang Mai werde voraussichtlich des Regelverfahren eröffnet. Bis dahin kommen die Gehälter aus dem Insolvenzgeld der Arbeitsagentur.

Das Beispiel zeige, wie wichtig Warenkreditversicherungen von Großaufträgen im Mittelstand seien, sagt Sebastian Schmidt vom Versicherungsmakler Südvers aus Au. Wer dort spare, spare an der falschen Stelle.

„Wer hinfällt, muss auch wieder aufstehen“, sagt Max Werner. Der Jungunternehmer gibt sich kämpferisch. Man suche nach Lösungen, neue Gesellschafter ins Boot zu holen. Denkbar sei etwa, dass sich der bisherige Vertriebsleiter Christian Schmitt engagiert, was dieser auf Nachfrag bestätigt. Doch auch mit externen Geldgebern liefen Gespräche.

Hoffnungsvoll sei, dass man von allen Seiten Unterstützung erfahre, so Schmitt. „Hier geben alle Vollgas“, sagt er und lobt ausdrücklich die Mitarbeiter. Doch auch regionale Kunden und Lieferanten stünden zu dem Unternehmen.

Ändern soll sich die Ausrichtung: Die eigene Werkstatt werde kurzfristig aufgeben. Diesen Plan hätte es aber unabhängig von der aktuellen Lage schon gegeben. Man habe schlicht Schwierigkeiten gehabt, genügend Personal in der Werkstatt zu finden. Darum wolle Raum W sich künftig mehr auf Planung und Handel fokussieren, denn auf eine eigene Fertigung. „Wir sind heute ein anderes Unternehmen als vor dem Umzug“, so Max Werner. Er hatte die Firma vor sechs Jahren gemeinsam mit seinem Bruder Jacob übernommen. Dieser leitet heute das Büro und den Vertrieb in Konstanz. Max Werner führt die Geschäfte in Südbaden.

Auf Nachfrage räumt Max Werner Fehler ein. Er habe aus dem Vorfall gelernt. Die Insolvenz des Schweizer Kunden sei allerdings nicht absehbar gewesen. Man hätte dessen Liquidität im Vorfeld geprüft. Man habe viele Kunden, mit denen man dauerhaft und auf Vertrauensbasis zusammenarbeite. Das werde auch in Zukunft so sein.

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