Pragmatisch unter Druck

Die Messe Friedrichshafen war vom Erfolg verwöhnt, auch noch im Jahr 2018. Für 2019 kündigt Messechef Klaus Wellmann die "Annäherung an die Normalität" an – und muss eine Niederlage einräumen

 
Foto: Achim Mende/Messe Friedrichshafen
 

Friedrichshafen. Wie verkauft man schlechte Nachrichten? Eine einfache Antwort darauf gibt es nicht. Klaus Wellmann, Geschäftsführer der Messe Friedrichshafen, versucht es mit der Karte Normalität: "Die Messe erwirtschaftete in den vergangenen Jahren überdurchschnittliche Ergebnisse. Die Messlatte lag entsprechend hoch, jetzt nähern wir uns der Normalität." Dass die Lage indes für die Gesellschaft nicht einfach ist, verrät indes die nächste Ausführung von Wellmann: "Wir werden schwarze Zahlen schreiben, unsere Liquidität ist gesichert, die Entschuldung weiter möglich, es wird deswegen keinen Personalabbau geben."

Um die Ausführung einordnen zu können, muss man auf die Zahlen blicken. Der Umsatz stieg in den vergangenen Jahren leicht, aber stetig an. Von 34,2 Millionen Euro in 2016 auf 36 Millionen in 2018. Nach Angaben von Finanzchef Stefan Mittag lag im vergangenen Jahr das Ergebnis vor Miete und Steuern bei 7,5 Millionen Euro, das Jahresergebnis bei 139.000 Euro. Wie gesagt, diese Zahlen wurden dank den guten Umsätzen der vergangenen Jahre erreicht.

Ab diesem Jahr ist alles anders.

Denn turnunbedingt finden heuer weder die Messen Pferd Bodensee, noch die Fruchtwelt Bodensee und auch nicht die Leitmesse "Fakuma" statt. Wichtiger aber:Die wichtigste Fachmesse Outdoor hat nach 25 Jahren den Bodensee in Richtung München verlassen – und die für den September geplante Nachfolgeveranstaltung "Outdoor Friedrichshafen" wird "auf unbestimmte Zeit verschoben", wie Bereichsleiter Stefan Reisinger einräumen musste. Man habe zwar "viel Zuspruch erfahren und auch gute Anmeldungen starker Hersteller" bekommen, doch am Ende hat es eben für den notwendigen Start mit Bäm-Effekt nicht gereicht, um ein Zeichen zu setzen. Wellmann hält indes an der Idee fest, will das Konzept nun weiterentwickeln. Einen Zeitplan dafür nannte er nicht. 

Wobei die "Outdoor" nicht die einzige Baustelle der Messe ist. Die Fachmesse "Eurobike" steht immer wieder in der Kritik und das Messe-Team muss stetig den Ausstellern Zugeständnisse machen. Die sich am Standort noch im Aufbau befindliche "Turning Days" – eine Fachmesse für Zerspaner – ist mit dem bisherigen Konzept gescheitert, der Name wandert zurück zur Messe nach Villingen-Schwenningen (dort wurde die Messe über mehrere Jahre aufgebaut). Und laut Presseberichten setzt aktuell auch der Veranstalter der Messe "Fakuma" die Messegesellschaft unter Druck und fordert Zugeständnisse. 

Doch zunächst wird der Wegzug der "Outdoor" kräftige Spuren in der Bilanz hinterlassen, "dies können wir absehbar nicht kompensieren": Nach Angaben von Wellmann wird mit einem Umsatz von unter 30 Millionen Euro gerechnet – und man darf gespannt sein, wie sich die Ergebnisse entwickeln. Der Messechef zeigt sich jedenfalls pragmatisch: "Die fehlende 'Outdoor' trifft uns finanziell, stürzt die Messe aber keinesfalls in eine Krise. Die Tatsache, dass wir eine Messe verloren haben, ist bedauerlich, entspricht aber auch der Normalität im Messegeschäft."

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