Paukenschlag bei Heckler & Koch

Der Waffenhersteller steht vor dem Verkauf – die Umstände des Ansinnens werfen Fragen auf und könnten die Oberndorfer in Schwierigkeiten bringen

 
Foto: Michael Kienzler für econo
 

Oberndorf. Nur wenige Tage nach dem Heckler & Koch (HK) mit den ersten schwarzen Zahlen seit geraumer Zeit für Schlagzeilen sorgte, ziehen schon wieder dunkle Wolken auf: Ein bisheriger Minderheitsgesellschafter will demnach die Mehrheit übernehmen – aber nicht alleine, wie verschiedene Medien berichten: Demnach möchte ein Konsortium diverser Firmen mit Sitzen in Barbados, Malta, Luxemburg, den USA und Neuseeland die HK übernehmen.

Das Unternehmen aus Oberndorf hat lediglich bestätigt, man habe "Kenntnis über das Vorliegen eines entsprechenden Antrags beim Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie", gab darüber hinaus aber nur bekannt, dass "die Antragstellerin heute bereits an unserem Unternehmen beteiligt" sei.

Wichtig dabei: Änderungen der Mehrheitsverhältnisse bei kritischen Unternehmen wie einem Waffenhersteller müssen dem zuständigen Ministerium gemeldet und von der Bundesregierung genehmigt werden. Da HK unter anderem mit dem G36 das Standardgewehr der Bundeswehr produziert, gilt diese Ansage auch für die Oberndorfer.

Aus zwei Gründen kommen die Schlagzeilen für HK aktuell zur Unzeit:

Erstens läuft die Ausschreibung des Nachfolgegewehrs des G36 – die Oberndorfer wollen sich den lukrativen Auftrag natürlich sichern. Das bunte Firmen-Konglomarat, das die neue Mehrheits anstrebt, könnte hier einen Strich durch die Rechnung machen. Von Seiten der Bundespolitik jedenfalls gab es bereits verschnupfte Reaktionen. Der Bundesnachrichtendienst wurde wohl von Seiten des Ministeriums beauftragt herauszufinden, wer genau hinter dem Konsortium steckt und woher das Geld für die Investition stammt…

Zweitens trifft sich HK aktuell mit einem ehemaligen Geschäftsführer vor Gericht. Konkret geht es um eine Klausel im Arbeitsvertrag: Sollten sich kurz gesagt die Eigentümerverhältnisse ändern, stehen dem damaligen Chef Gelder in Höhe von 500.000 Euro zu. Detailliert hatte der ehemalige Geschäftsführer schon vor zwei Jahren öffentlich gemacht, dass ein anderer als der "offizielle" Mehrheitsgesellschafter Andreas Heeschen das Sagen habe, an Sitzungen des Aufsichtsrates teilgenommen hat und sich "als Vertreter der Anteilseigener" vorgestellt habe. Erst vor wenigen Tagen sah sich Heeschen vor diesem Hintergrund genötigt, öffentlich zu beteuern, dass er weiterhin die Mehrheit an HK halte und sein Stimmrecht ausübe.

Pikant dabei: Schon vor zwei Jahren kursierte rund um die Fragestellung, wem eigentlich HK gehört, der Name Nicolas Walewski. Der Geschäftsmann mit französischen Wurzeln hat die Vermögensverwaltung Alken Asset Management mit Sitz in London gegründet und gilt als Weggefährte von Andreas Heeschen. Auch beim jetzt bekannt gewordenen Übernahmevorstoß taucht der Name Walewski wieder auf.

Da der Antrag auf Übernahme bereits vor mehr als einem Jahr gestellt wurde (Walewski hat offenbar inzwischen auch in Berlin vorgefühlt, wie der Prozess beschleunigt werden könnte) ist natürlich denkbar, dass durch den Vorgang bereits bestehende Fakten legimitiert werden sollen.

Spekulativ könnte man es so ausdrücken: Andreas Heeschen pocht zwar darauf, weiterhin Mehrheitsaktionär zu sein – das sagt aber nichts darüber aus, ob die Aktien nicht eventuell beispielsweise als Sicherheit für einen anderen Investoren dienen. Formal stimmt die Aussage von Heeschen dann weiterhin.

Immerhin hat der Unternehmer nach eigener Aussage in den vergangenen Jahren 105 Millionen Euro der chronisch klammen HK zur Verfügung gestellt. Von anderen Investoren kamen laut nicht widersprochenen Berichten weitere 80 Millionen Euro, die unter Garantie vor der Überweisung mit Sicherheiten unterlegt worden sind.

Man darf ergo gespannt sein, wie der Vorstoß des Firmen-Konglomarats am Ende ausgeht. Für HK jedenfalls wäre es wichtig, in ruhige Fahrwasser zu kommen – immerhin sind die Auftragsbücher voll, die mehr als 900 Mitarbeiter stehen hinter der Firma und die ersten neun Monate des laufenden Jahres wurden mit einem Plus von 1,3 Millionen Euro abgeschlossen. Der Schuldenberg in Höhe von rund 293 Millionen Euro schreit indes aber ebenfalls nach einer Lösung.

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