No deal? No good!

Nach dem gescheiterten Brexit-Votum schlagen Wirtschaftsvertreter aus dem Südwesten Alarm

 
Foto: ihk
 

Stuttgart. Von einer „Schicksalsnacht in Westminster“ spricht die Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald nach dem Scheitern des Brexit-Deals im britischen Parlament. „Die Zeit drängt“, mahnt IHK-Präsidentin Claudia Gläser. Recht hat sie: Denn schon Ende März könnte Großbritannien die EU verlassen – auf die harte Tour.

Diesen harten Brexit fürchten auch andere Wirtschaftsvertreter. „Für die Unternehmen in der Region tritt nun der schlimmste Fall ein“, sagt Christian O. Erbe, Präsident der IHK Reutlingen. Er plädiert dafür, den Briten eine Verschiebung zu ermöglichen, damit sie weitere Regelungen treffen können. Laut Erbe sind 400 Unternehmen aus dem IHK-Bezirk Reutlingen in ständigen Wirtschaftsbeziehungen zu Großbritannien. „50 Betriebe haben vor Ort eine Niederlassung oder eine Tochterfirma.“

„Wir können Unternehmen mit Großbritannien-Geschäft nur empfehlen, sich auf den schlimmsten aller Fälle vorzubereiten“, sagt auch Manfred Schnabel, Präsident der IHK Rhein-Neckar. Er sieht vor allem Schwierigkeiten beim Warentransport. „Die Hauptverbindungsachse per Eurotunnel und Fähre zwischen Calais und Dover ist ein Nadelöhr. Es funktioniert nur ohne Lkw-Haltezeiten“, so Schnabel. Die würde es aber geben müssen, wenn Großbritannien – wie zum Beispiel die Schweiz – zum Drittland außerhalb der EU werden würde.

„Wenn Großbritannien plötzlich zum Drittland wird, hat das Auswirkungen auf Verträge mit Geschäftspartnern sowie auf Lizenzen, Genehmigungen und Zertifikate“, mahnt auch Andreas Kempff, Hauptgeschäftsführer der IHK Südlicher Oberrhein aus Freiburg.

Auch Thomas Burger ist aufgebracht. Der Präsident des Industrieverbandes WVIB aus Freiburg sagt: „Die Achterbahnfahrt, mit der wir in den letzten zweieinhalb Jahren leben mussten, geht weiter.“ Der WVIB vertritt rund 1000 herstellende Unternehmen aus dem Südwesten, vor allem aus dem Schwarzwald. Den Mitgliedsunternehmen seines Verbandes helfe die aktuelle Entwicklung wenig, so Burger weiter.

Interessant ist auch eine Zahl, die der Datendienst Statista ausgespuckt hat: Offenbar lassen sich immer mehr Briten in Deutschland einbürgern. 2016 und 2017 waren es mehr als 10.000 – drei Viertel davon im Jahr 2017. Zum Vergleich: In den fünf Jahren zuvor – also von 2011 bis 2015 – waren es insgesamt nur 2200.




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