Mit neuer Energie

August Koehler will Strom verkaufen, um unabhängiger vom zyklischen Geschäft mit Papier zu werden.

 
Foto: Fichtner
 

Oberkirch. Der Spezialpapierhersteller August Koehler aus Oberkirch will künftig stärker als Energieerzeuger auftreten, um die Schwankungen des traditionell stark zyklischen Papiergeschäfts etwas abzumildern. Die Kompetenzen für einen solchen Schritt seien vorhanden, erklärten Vorstandsvorsitzender Kai Furler und Finanzchef Frank Lendowski gegenüber Econo. An seinen Standorten betreibt Koehler bereits mehrere Kraftwerke.

Die Überlegungen des Papierkonzerns, mehr Strom zu produzieren, als das Unternehmen für die eigene Versorgung braucht, bezeichnete Furler als fortgeschritten. Koehler wird sich dabei auf die regenerativen Energien aus Biomasse, Wind und Wasser konzentrieren. Schwerpunkt solle dabei die Biomasse sein. Hier habe Koehler durch die eigenen Kraftwerke bereits viel Know-how.

Kerngeschäft bleibe aber natürlich weiter die Herstellung von Spezialpapieren. Hier will Koehler seine Kostenführerschaft weiter ausbauen. Konkrete Investitionsvorhaben in diesem Bereich gebe es aber noch nicht. Ohnehin sei der Konzern für die nächsten Jahre bereits sehr gut aufgestellt. Trotz der hohen Investitionen der Vorjahre stieg Koehlers Eigenkapitalquote auf 51,1 Prozent.

Daneben lief das Geschäftsjahr 2010 für den Papierhersteller nicht schlecht. Er schloss das Jahr mit dem höchsten Umsatz der 200-jährigen Firmengeschichte ab. Das Unternehmen erreichte 641,4 Millionen Euro Umsatz, was einem Plus von 18,4 Prozent entspricht. Der Absatz kletterte um knapp elf Prozent auf 482 000 Tonnen.

Damit ist Koehler etwas besser als der Markt. Die deutsche Papierindustrie vermeldet für den gleichen Zeitraum ein Absatzplus von zehn Prozent auf 23,2 Millionen Tonnen sowie eine Umsatzsteigerung von 17 Prozent auf rund 14,4 Milliarden Euro.

Koehlers operatives Ergebnis hingegen fiel um 40 Prozent. Finanzvorstand Lendowski macht dafür gestiegene Preise für Rohstoffe, Zellstoff und Chemikalien verantwortlich, die nur zeitverzögert an die Kunden weitergegeben werden könnten. Ohnehin sei 2009, mit dem man sich nun vergleichen müsse, ein Ausnahmejahr gewesen. Der Zellstoffpreis sei im Keller gewesen, berichtete Vorstandschef Furler. Dadurch sei es Koehler möglich gewesen, gute Erträge zu erwirtschaften.

Auch der starke Franken belastete die Bilanz der Gruppe. Wie viele andere Unternehmen der Region ist auch Koehler stark in der Schweizer Währung fremdfinanziert und sichert sich dadurch einen Zinsvorteil. Durch die starke Aufwertung des Frankens hätte sich aber die Bewertung dieser Fremdfinanzierung verändert. Auch dies drücke das Ergebnis. Hier seien jedoch keine realen, sondern lediglich Bewertungsverluste entstanden, betonte Lendowski. Er verwies darauf, dass Koehler auch weiterhin insgesamt eine sehr gesunde Bilanzstruktur aufweise. Vorstandsvorsitzender Furler ergänzte, derzeit ziehe sich Koehler aus dem Franken zurück. Die Gefahr sei weitgehend gebannt.

Sorgen bereitet Furler und Lendowski derzeit die Katz-Gruppe, die Koehler 2009 aus der Insolvenz übernahm. Beim Weltmarktführer in der Bierdeckelproduktion steht ein Minus von rund sechs Millionen Euro zu Buche. Auch hier haben nach Angaben von Lendowski Sondereffekte das Ergebnis negativ beeinflusst. Allein drei Millionen wendete Koehler 2010 für Instandhaltungsinvestitionen am Standort Weisenbach auf. Nach der Insolvenz habe Katz einen hohen Bedarf an derartigen Investition aufgewiesen. Zusätzlich seien auch hier die Rohstoffpreise explodiert, während sich der Markt insgesamt nicht so entwickelt habe wie anfangs prognostiziert.

Furler und Lendowski bedauerten ausdrücklich das Aus für den Katz-Standort im sächsischen Großschirma. Die Entscheidung habe man sich nicht leicht gemacht, sie sei aber notwendig gewesen, da die Belegung gefehlt habe. Für die Katz-Gruppe erwartet Furler derzeit nicht, schon in diesem Jahr den Turnaround zu schaffen. Mittelfristig glaube er jedoch an die Gruppe, betonte Firmenchef Furler.

Obwohl andere Papierhersteller wie UPM in Albbruck und Straßburg derzeit ihre Kapazitäten verringern, macht sich Koehler wenig Sorgen. Diese Marktbereinigung betreffe vor allem den Markt der Massenpapiere. Die Spezialmärkte, die Koehler bedient, seien hingegen bereits weitgehend konsolidiert.

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