Mayer & Cie: "von null auf hundert"

Der Rundstrickmaschinenhersteller hat zwei schwierige Jahre hinter sich. Aktuell brummt das Geschäft wie selten zuvor. Chef Benjamin Mayer zieht deshalb in zwei Bereichen Konsequenzen

 
Foto: C2 Werbeagentur/Mayer & Cie.
 

Albstadt. 32 Prozent ist die Zahl, die sich Benjamin Mayer immer wieder vor Augen führt. 32 Prozent Umsatzvolumen liegen zwischen dem Jahr 2018 und 2020, im negativen Bereich. "2019 haben uns die bekannten Zwistigkeiten im Welthandel sowie viele lokale Krisenherde große Umsatzeinbußen beschert; 2020 kam dann noch die Corona-Pandemie obendrauf", so Mayer, geschäftsführender Gesellschafter des Rundstrickmaschinenherstellers Mayer & Cie. Zwar habe man "die Personalstruktur Ende 2019 angepasst" – konkret durch den Abbau von 60 der damals 380 Arbeitsplätze am Stammsitz – und wäre damit "solide durch das Jahr 2020 gekommen". Mit der Pandemie habe aber laut Mayer dann niemand gerechnet.

Das Ergebnis: Der Umsatz brach im Jahr 2020 um 20 Prozent auf 72 Millionen Euro ein, nach dem zwischen 2018 und 2019 bereits zwölf Prozent Volumen abgeschmolzen waren. Dadurch habe man im zweiten Jahr in Folge ein negatives Ergebnis hinnehmen müssen, so Mayer ohne Details zu nennen. "Solche gravierenden und anhaltenden Schwankungen sind auch für ein gesundes Unternehmen schwer zu verkraften", so das Fazit des Chefs.

Allerding besteht Hoffnung – denn seit dem Spätsommer 2020 gebe es eine Erholung. Mayer: "Seither hat unser Auftragseingang auf einem ordentlichen, ja sehr guten Niveau eingependelt. Der vergangene September ist sogar als auftragsstärkster Monat der jüngsten 20 Jahre in unsere Bücher eingegangen. Das war das sprichwörtliche 'von null auf hundert'". Deshalb rechnet Mayer auch fest damit, das Umsatzziel von 96 Millionen Euro heuer nicht nur zu ereichen, sondern zu übertreffen – "wenn nicht absolut Unvorhersehbares passiert".

1200 Strickmaschinen will das Unternehmen im laufenden Jahr fertig stellen. Zum Vergleich: 2018 waren es noch 1500 Maschinen, 2020 dafür nur 888.

Damit läuft es für das Traditionsunternehmen richtig rund. Allerdings hat Benjaming Mayer, der das Unternehmen zusammen mit seinem Bruder Sebastian sowie Cousin Marcus führt, die 32 Prozent stetig weiter im Hinterkopf. Deshalb wird der Maschinenhersteller in zwei Bereichen anders aufgestellt:

# Mayer & Cie. soll flexibler werden. "Die Trendwende im vergangenen September hat bewiesen, dass sich die Lage quasi über Nacht ändern kann – positiv wie negativ. Um darauf reagieren zu können, braucht es Flexibilität", so Mayer. In zwei Bereichen wird der Chef anpacken: Einerseits sollen die Arbeitszeitkonten flexibler werden. Andererseits werden verstärkt Zeitarbeiter eingesetzt. Aktuell sind 30 im Unternehmen beschäftigt, bis Ende des Jahres sollen es 50 sein.

Die Zurückhaltung in diesem Bereich ist durchaus erklärbar: Laut Mayer braucht es mehrere Wochen Einarbeitungszeit, um neue Mitarbeitende einzulernen. Das schränkt die Flexibilität natürlich ein.

# Das Unternehmen will digitaler werden. Das reicht von einem eigenen Webshop für Ersatzteile, der noch im Verlauf des ersten Halbjahres starten soll, bis hin zu Fernwartungsanwendungen und dem Abfragen und Überwachen von Produktionsdaten der Maschinen. Hier sollen erste Anwendungen "bald in die Erprobungsphase gehen", weitere Projekte seien "in der Pipeline".

Mayer & Cie. geht auf die Gründung eines Unternehmens durch sechs Inhaber und vier Mitarbeiter im Jahr 1905 zurück. 1935 wurde die erste Rundstrickmaschine vorgestellt – im Jahr 2015 dann die 75.000. Maschine ausgeliefert. Mayer & Cie. zählt zu den Technologieführern der Branche und ist in 80 Ländern vertreten.

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