Holzverpackung Hüfingen in Schieflage

Ein Jahr nach dem Verkauf durch das Haus Fürstenberg ist der Hersteller von Holzverpackungen insolvent – nicht nur der Zeitpunkt ist bemerkenswert

 
Foto: Jürgen Flächle
 

Hüfingen. Die Holzverpackung Hüfingen ist laut dem Branchendienst Euwid erst vier Tage alt, da beantragt die Geschäftsführung ein Insolvenzverfahren in Eigenregie. Dem hat das Amtsgericht Villingen-Schwenningen nun zugestimmt. Die Pluta Management wird das Verfahren begleiten, die Kanzlei Schultze & Braun ist Sachwalter in dem Verfahren. Als Grund für den Antrag wurde ein Liquiditätsengpass angegeben. Von dem Verfahren sind 71 Personen in Hüfingen sowie 20 in Landau und Bremen betroffen. Die Tochtergesellschaften in Polen und Spanien mit weiteren 350 Mitarbeitern sollen nicht von dem Verfahren berührt sein.

Zwei Punkte fallen dabei auf:

Erstens der Zeitpunkt der Antragstellung. Die Holzverpackung Hüfingen ist Mitte Januar gegründet worden, nach dem offenkundig die Rechte an der Nutzung des ehemaligen Namens ausgelaufen sind – zuvor hieß der Verpackungsspezialist Holzindustrie Fürst zu Fürstenberg, Geschäftsbereich Industrieverpackungen. So lässt sich das Unternehmen zum aktuellen Zeitpunkt auch noch im Internet finden. Das Fürstenhaus hatte sich Anfang 2017 von dem Bereich getrennt und an die Industrial European Wood Products Holding, einer Tochter des US-Investors Flacks Group, verkauft. Der Zeitpunkt der Antragstellung kommt dem Adelshaus sicherlich eher nicht ungelegen.

Zweitens der Liquiditätsendpass. In einer Mitteilung zur Übernahme zeigte sich Hans-Rüdiger Schewe, Präsident der FF-Gesamtverwaltung des Adelshauses, noch überzeugt: "…,dass die neuen Eigentümer dem Unternehmen neue Impulse und die erforderliche Kapitalausstattung für eine erfolgreiche Wachstumsstrategie zuführen werden." Und Michael Flacks wird als Vertreter des neuen Eigentümers damals mit den Worten zitiert: "Wir haben nicht nur eine Arbeitsplatzgarantie für Hüfingen ausgesprochen, sondern werden auch nachhaltig in den Ausbau der Standorte investieren…"

Diesen Widerspruch nährt eine aktuelle Aussage des Sanierungsgeschäftsführers Jochen Glück von der Pluta Management nach einem ersten Überblick in der Tageszeitung Südkurier: "Die Auftragslage ist gut. Damit haben wir gute Chancen für die Sanierung. Wichtige Kunden haben bereits zugesichert, den eingeschlagene Weg zu unterstützen…" Man darf ergo gespannt sein, ob und wie sich der Widerspruch auflöst.

Die Wurzeln der Holzverpackung Hüfingen reichen als klassisches Sägewerk mindestens 100 Jahre zurück. Heute ist das Unternehmen nach eigenen Angaben einer der führenden Hersteller von Holzverpackungen mit dem Schwerpunkt auf die Automobilindustrie. Jährlich werden nach eigenen Angaben gut 750.000 Verpackungen hergestellt.

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