H&K: Machtkampf entschieden

Der Waffenhersteller hat einen neuen Mehrheitsaktionär – damit geht ein langes Tauziehen zu Ende. Dafür droht an anderer Stelle neues Ungemach

 
Foto: Michael Kienzler für econo
 

Oberndorf. Der Waffenhersteller Heckler & Koch (H&K) hat einen neuen Mehrheitseigentümer: Wie das Unternehmen mittteilt, hält die Luxemburger Finanzholding CDE nun die Mehrheit von 60 Prozent. Man sei ein "langfristig orientierter Ankeraktionär", wird der französische Investor Nicolas Walewski zitiert. Er steht hinter CDE. Dabei betont Walewski: "H&K ist und bleibt ein deutsches Unternehmen mit Sitz in Oberndorf." Zugleich wolle man die Technologieführerschaft des Unternehmens ausbauen.

Was Walewski in der Mitteilung nicht sagt: Er hat gewonnen!

Seit geraumer Zeit hat er sich nämlich mit dem bisherigen Mehrheitseigner Andreas Heeschen gezofft – nach Strich und Faden. Bei der jüngsten Aktionäresversammlung traten die Differenzen zutage, für viele Beobachter war die offen ausgetragene Feindschaft der Kontrahenten denkwürdig.

Dabei waren Heeschen und Walewski mal mindestens gute Geschäftspartner: CDE gehörte nach übereinstimmenden Berichten zu den Geldgebern Heeschens, mit denen er den Waffenhersteller 2002 von der britischen BAE Systems übernommen hatte. Allerdings rief das Vorgehen des gebürtigen Deutschen bei seinen Partnern spätestens ab 2006 Stirnrunzeln hervor – Heeschen bürdete H&K einen hochverzinsten Kredit über insgesamt 150 Millionen Euro auf. Mit dem Geld investierte er indes weniger in neue Technologien für H&K, denn in den Werkzeughersteller Wolf Garten, in einen Flugzeughersteller und Schiffe. Keines der Investments brachte ein, was man sich erhofft hatte. Über die Gründe gibt es unterschiedliche Ansichten.

Auf jeden Fall nutzte Walewski mit der CDE ein Aktienpaket über zehn Millionen Euro, das Heeschen verpfändet hatte, als Hebel, um den früheren Geschäftspartner auszubooten. Schon 2019 hatte CDE die Ambitionen an der Übernahme angemeldet, Heeschen wehrte sich mit allen Mitteln – und die Bundesregierung hielt sich zunächst zurück. Sie muss aufgrund der Zustimmungspflicht bei diesem Geschäft grünes Licht geben. Nun sind die Fronten geklärt, Berlin hat dem Deal zugestimmt.

In Oberndorf zeigt sich die H&K-Geschäftsführung positiv in Sachen Zukunft: "Wir haben ein großes Interesse an klaren und stablien Eigentümerverhältnissen. Mit einem finanzstarken, langfristig orientierten Mehrheitseigner wie CDE ist die wirtschaftliche Stabilität nun nachhaltig garantiert", wird Heckler & Koch-Vorstandschef Jens Bodo Koch zitiert. Er wolle den 2018 eingeschlagenen Konsolidierungskurs fortsetzen, der zu ersten Erfolgen führte: Stand Ende 2017 noch ein Verlust in Höhe von 13 Millionen Euro in den Büchern, so war es 2018 ein Plus von 1,6 Millionen Euro. Und inzwischen habe man sich weiter stabilisiert.

Allerdings ist dieser kleine Aufschwung noch fragil: Aktuell stehen die Oberndorder nämlich – mal wieder – wegen Qualitätsmängeln in der Kritik. Einen entsprechenden Bericht des "Der Spiegel" hat das Verteidigungsministerium bestätigt. Bei H&K heißt es indes, die Probleme mit einem Durchladehebel seien durch eine Änderung der Konstruktion behoben. Nun laufe der neue Abnahmeprozess.

Für H&K steht dabei einiges auf dem Spiel: Die Oberndorfer haben sich um den Nachfolgeauftrag zur Lieferung des Standardgewehrs der Bundeswehr beworben – und den Großauftrag in ihren Sanierungsplan bereits eingepreist.

Teilen auf

Das könnte Sie auch interessieren