Grässlin: die Zeit läuft ab

Der Spezialist für Zeitschalttechnik hat Insolvenz angemeldet. Es ist der Tiefpunkt der jahrelangen Umstrukturierung

 
Foto: Grässlin
 

St. Georgen. Marketing kann ein mühsames Geschäft sein – seit Monaten versucht man bei der Grässlin Aufbruchstimmung zu vermitteln. Sei es aktuell nach der Verleihung des Siegels "Innovativ durch Forschung" oder im März bei der Ernennung von Florian Partsch zum General Manager Vertrieb und Marketing ("Bei Grässlin herrscht Aufbruchstimmung") oder Ende Januar mit dem Bezug der neuen, vor allem aber deutlich kleineren Räume in der Nähe des Bahnhofs der Schwarzwaldstadt – und damit recht weit entfernt vom angestammten Areal.

Dabei war längst klar, was jetzt in dem Antrag auf Insolvenz mündete: Grässlin befindet sich seit Jahren in einer tiefgreifenden Umstrukturierung, hat inzwischen mehr als 70 der 2017 noch rund 130 Stellen abgebaut, die Produktion verlagert, das Portfolio gestrafft und Innovationen vorangetrieben. Zugleich wurde versucht, Preiserhöhungen bei den Kunden durchzudrücken – was nicht überall gelang. Vor diesen Hintergründen ging das Rohergebnis Ende 2018 um rund 3,8 Millionen Euro auf 7,02 Millionen zurück und unterm Strich stand erneut ein Verlust in Millionenhöhe.

Vor diesem Hintergrund bekommt die Aussage des neuen Vertriebschefs Partsch einen besonderen Klang: "Bestehende Partnerschaften zu Großhändlern und Installateuren müssen gefestigt und ausgebaut werden, der Kontakt zu Planern und Ingenieurbüros intensiviert. Auch im OEM-Bereich möchte ich neue Partnerschaften entwickeln."

Dazu bleiben Partsch nun noch drei Monate Zeit: Nach Angaben des vorläufigen Insolvenzverwalters Stefano Buck von der Kanzlei Schultze & Braun soll der Geschäftsbetrieb im Rahmen des Verfahrens uneingeschränkt fortgeführt werden.

In dieser Zeit wird sich weisen, ob all die Vorarbeit Grässlin eine neue Zeit schenkt.

Grässlin wurde 1956 gegründet und galt sofort als innovatives Unternehmen im Segment der Zeitschaltuhren – in den Folgejahren ging es beinahe steig bergauf. Im Jahr 2000 erfolgte der Verkauf an General Electric. Seit 2007 gehört Grässlin zum US-Konzern Intermatic und gilt weiterhin als innovativ in den Bereichen Zeitschalttechnik, Temperatur- und Lichtsteuerung.

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