Gelassenheit bei Hermle

Der Umsatz der Maschinenfabrik bricht ein, der Auftragseingang auch – echte Sorgen macht man sich dort dennoch nicht. Der Grund ist einfach

 
Foto: Maschinenfabrik Berthold Hermle
 

Gosheim. Die Maschinenfabrik Berthold Hermle rechnet im laufenden Jahr mit einem Umsatzeinbruch "um rund 50 Prozent", das Ergebnis könnte "hierzu überproportional abnehmen", wie es in einer Mitteilung heißt. Parallel kündigt der Werkzeugmaschinenhersteller nach der Stillegung der Produktion vor Ostern ab Mai Kurzarbeit und für die zweite Jahreshälfte erneut produktionsfreie Wochen an. Die Gleitzeitkonten der Mitarbeiter sind ohnehin bereits abgeschmolzen.

Was in anderen Unternehmen oder Institutionen Potenzial für Panikreaktionen hätte, wird bei den Gosheimern recht gelassen betrachtet – der Grund: "Hermle ist auf die Krise auch durch hohe Liquiditäts- und Eigenkapitalreserven gut vorbereitet." Dazu eine Kennzahl: Ende vergangenen Jahres stieg die Eigenkapitalquote von 68,3 Prozent auf 72,3 Prozent.

Wobei sich auch die Aktionäre an der Bewältigung der Krise beteiligen sollen. Vorstand und Aufsichtsrat werden demnach der Hauptversammlung vorschlagen, die Basisdividende beizubehalten, aber den Bonus anstatt der geplanten 9,20 Euro je Aktie jetzt auf 4,20 Euro festzusetzen. Aber immerhin sieht man sich in Gosheim überhaupt noch in der Lage, Auszahlungen vorzunehmen. Die eingesparten Mittel sollen das Eigenkapital weiter stärken.

Eine Krise hat sich bereits im vergangenen Jahr abgezeichnet: In 2019 stieg der Usmatz zwar noch einmal um 2,2 Prozent auf einen neuen Rekordwert von 463,1 Millionen Euro. Und auch das Betriebsergebnis stieg um 2,2 Prozent auf 114,2 Millionen Euro, der Konzernjahresüberschuss schließlich lag bei 84,2 Millionen Euro – der Vorjahreswert lag aufgrund von Sondereffekten rund drei Millionen Euro darüber.

Anders schaut es beim Auftragseingang aus: Ende 2019 lag der Auftragsbestand bei 99,3 Millionen Euro, ein Minus von gut 49 Millionen Euro. Und der Auftragseingang lag bei 414,4 Millionen Euro und damit um 12,9 Prozent unter dem des Jahres 2018.

Doch bei Hermle ist die Sichtweise eben eine andere: Man habe die Finanzkraft, "um nach der Krise weider voll durchstarten zu können".

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