Die Idee aus dem ICE

Norbert Link forscht an der Karlsruher Hochschule für Technick und Wirtschaft an intelligenten Systemen, die die Produktion in den Fabriken dieser Welt revolutionieren soll.

 
Foto: Jigal Fichtner
 

Karlsruhe. Die Idee von den Manufaktronen kam Norbert Link auf der Zugfahrt von Hamburg nach Karlsruhe. Während der rund 650 Kilometer ließ der Professor von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Karlsruhe im ICE gemeinsam mit dem Informatiker Michael Peschl die Gedanken schweifen. „Es muss möglich sein, die Produktion in Fabriken so weit zu flexibilisieren, dass Maschinen für neue Produkte nicht ständig neu programmiert werden müssen,“ so Link. „Das ist der zentrale Ansatz, den wir verfolgen.“ Bislang läuft es in Fabriken meist so: neues Produkt, Anlagenstopp, Programmierung, weiter geht‘s. Das Problem: „Wirklich flexibel ist das nicht“, erklärt Link. „Und auch Innovationen sind im laufenden Betrieb kaum möglich.“ 

Aus Idee und Ansatz wurde ein Projekt namens X-Press. Gemeinsam mit zwei Fraunhofer-Instituten, zahlreichen internationalen Hochschulen und einigen Konzernen haben Link und Peschl sogenannte Manufaktronen entwickelt. Das Prinzip erklärt Link gerne mit der Arbeit eines Ärzte-Teams im OP-Saal. „Da gibt es den Anästhesisten, den Chirurgen oder die OP-Schwester. Sie alle haben ein spezielles Aufgabengebiet, in dem sie jeweils genau wissen, was zu tun ist.“ Die Manufaktronen werden also innerhalb des Fertigungsprozesses für ein bestimmtes Aufgabengebiet programmiert. „Sie bekommen dann nur die Aufgabe gestellt und entwickeln die optimale Lösung  selbst“, erklärt Link. 

Beispiel Widerstandspunkt-Schweißen in einer Autofabrik: Das Spektrum des Manufaktrons umfasst zum Beispiel das Schweißen von Türen etwa für Kombis, Limousinen und Cabrios. Das System beherrscht das Schweißen aller Modelle, muss nie neu programmiert werden. Zudem weist das System die Mitarbeiter auf Besonderheiten der Linie hin. „So stellen wir auch kleine Losgrößen wirtschaftlich her.“ Das sei vor allem für mittelständische Zulieferer interessant. Besonders stolz ist Link auf die Lernfähigkeit der Systeme: „Das Manufaktron analysiert ständig den laufenden Prozess.“ Es ziehe sogar Rückschlüsse, wie es die Aufgabe künftig besser und effizienter erledigt. Dieses Wissen wird dann in einer zentralen Datenbank gespeichert.“

Die EU-Kommission hat das als europäisches Flaggschiff-Projekt mit acht Millionen Euro unterstützt. Insgesamt beläuft sich das Forschungsvolumen auf 12,5 Millionen Euro. Nicht schlecht für eine Idee aus dem ICE.

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