Chiron restrukturiert sich

Der Werkzeugmaschinenhersteller strafft die Standorte und trennt sich von einer kränkelnden Tochter. Der Grund: "Wir müssen handeln, um die Zukunft zu sichern"

 
Foto: Chiron
 

Tuttlingen. Die Chiron Group hat "weitreichende Schritte zur Zukunftssicherung" eingeleitet, wie es in einer Mitteilung heißt. "Angesichts der Perspektiven ist eine Neuausrichtung der Gruppe unerlässlich", wird Geschäftsführerin Vanessa Hellwing zitiert: "Uns ist diese Entscheidung nicht leicht gefallen. Aber wir müssen handeln, um die Zukunft zu sichern." Verwaltungsrat und Eigenümer würden diesen Kurs mittragen.

Im Kern geht es bei der Restrukturierung um zwei Bereiche:

# Chiron wird die Fertigungs- und Montagekapaziäten in den Werken Tuttlingen und vor allem Neuhausen ob Eck – hier hatte der Konzern erst im Oktober 2019 die "modernste Fabrik eröffnet" – konzentrieren. Entsprechend werde dieser Bereich aus dem Werk Schlierbach der Tochter Stama Maschinenfabrik nach Neuhausen verlagert. In Schlierbach verbleiben dann Vertrieb und Service von Stama.
Nach Angaben von Hellwing werden "diese Maßnahmen Einschnitte mit sich bringen". Übersetzt bedeutet das den Abbau von Arbeitsplätze, wobei es auch auf Nachfrage noch keine Angaben zur Höhe gibt.
Parallel will Chiron aber den Bereich der Präzisions- und Medizintechnik durch die Kooperation "mit einem Schweizer Hersteller kleiner Bearbeitungszentren" stärken. Wobei es auch hier zu den eigentlich interessanten Details keine erhellenden Angaben gab.
Hellwing kündigte auch an, die "erfolgreich gestarteten Aktivitäten im bereich Additive Fertigung" weiter zu "intensivieren".

# Die seit 2012 zur Gruppe gehörende Scherer Feinbau, Hersteller von CNC-Vertikal Drehmaschinen und vertikale Wellendrehzentren, wird verkauft. Als Käufer wird ein nicht näher genannter "führender Drehmaschinenhersteller" ins Feld geführt, der Deal solle noch im Sommer abgewickelt werden.
Scherer Feinbau war schon länger in der Krise, hat laut Konzernbilanz bereits 2018 aufgrund der schlechten Auftragslage ein Abschreibungsaufwand in Millionenhöhe provoziert, die Mitarbeiter waren in Kurzarbeit und es waren "erhebliche Unterstützungsaufwendungen der übrigen Gruppengesellschaften notwendig".

Wobei Chiron generell nicht erst seit diesem Jahr vor Herausforderungen steht. Bereits in der Konzernbilanz für 2018 ist von Bremsspuren der Konjunktur zu lesen, der Auftragsbestand lag damals 4,8 Prozent unter dem Vorjahr. Schon damals wurden weitere Rückgänge erwartet und Anpassungen und Flexibilisierungen angekündigt. Den Umsatz für 2018 gibt man mit rund 500 Millionen Euro an, ein Jahr später sank er um elf Prozent auf 443 Millionen Euro.

Das laufende Jahr spitzt die Situation bei Chiron zu: "2020 hat sich die Situation durch die Auswirkungen der Corona Pandemie verschärft, sodasss ein weiterer Rückgang erwartet wird", analysiert Chefin Hellwing: "Unser Ziel ist es, die Unternehmensgruppe kurzfristig handlungsfähig zu halten und mittelfristig Wettbewerbsvorteile zu schaffen."

Chiron wurde 1921 gegründet – der Name leitet sich von einem Halbgott der griechischen Mythologie ab. Man fertigte freinmechanische Apparate und chirurgische Instrumente sowie in späteren Jahren allerlei weitere Geräte. Erst in den 1980er Jahren fokussierten sich die Tuttlinger auf die Entwicklung und Produktion von Werkzeugmaschinen. Seit 1957 gehört das Unternehmen zum Düsseldorfer Hoberg & Driesch-Konzern, dessen zweites Standbein der Handel mit Stahlrohren ist.

Teilen auf

Das könnte Sie auch interessieren