Bei Volz Tapes rollen bald die Bagger an

Klebetechniker steht vor Erweiterung in Schallstadt

 
Foto: Sennrich & Schneider
 

Schallstadt. Im Schatten der Großen hat sich Volz Tapes aus Schallstadt zu einem führenden Klebetechnik-Allrounder entwickelt – jetzt wird erweitert. Am Stammsitz Schallstadt soll jetzt erweitert werden.

Andreas Benz schaut zurück auf seine Kindheit: „Andere Kinder haben mit Matchbox-Autos gespielt. Ich mit Kleberollen“, sagt der 42-jährige Unternehmer. Sein Vater Werner war jahrzehntelang als Handelsvertreter in Südbaden unterwegs, um Klebebänder an die Industrie zu verkaufen. Nach einer Ausbildung beim Beiersdorfer-Konzern in Hamburg, zu dem auch der Branchenprimus Tesa gehört, stieg Benz bei seinem Vater ein. Mit den Jahren ergab es sich, dass er mehr Unternehmer sein wollte als Vertreter. Und so übernahm Benz gemeinsam mit seinem Kompagnon Mario Haselwander die Firma Volz aus Endingen.

Volz war 1976 von Hannelore und Hermann Volz gegründet worden. Hermann Volz war zuvor ebenfalls Vertreter – für Kartonnagen. Mit den Jahren begann er, zu den Schächteles seines Dienstherren auch Klebebänder zu verkaufen. Das Geschäft wuchs. Irgendwann wollte ein Kunde dann eine Verpackungsmaschine und so ging es weiter. Seit der Übernahme durch Benz und Haselwander im Jahr 2005 ist Volz deutlich gewachsen. „Wir haben mit drei Mitarbeitern angefangen“, erinnert sich Benz. Heute sitzt die Firma in einem 2500 Quadratmeter großen, eigenen Gebäude, beschäftigt rund 50 Mitarbeiter und erlöst einen Umsatz von zwölf Millionen Euro. Der nächste Ausbau ist schon in der Mache. „Der Bauantrag wird demnächst gestellt“, sagt Benz. Geplant wird die Erweiterung vom Breisacher Büro Sennrich & Schneider. Nächstes Jahr sollen die Bagger anrollen.

Volz ist mehr als ein Händler. Firmen, die Klebebänder in allen erdenklichen Ausprägungen verkaufen, gibt es satt. Volz hat eine eigene Produktion und macht zudem aus der Ware von der Stange einen Maßanzug. In Überseecontainern werden Klebebänder von internationalen Herstellern importiert. Eine große Rolle wiegt so viel wie ein Mittelklassewagen. Volz macht daraus spezielle Produkte, maßgefertigt nach den Vorgaben der Kunden. Das können Klebebänder in anderen Abmessungen oder Farben sein, mit speziellen Beschichtungen oder abziehbare Kleber in präzise definierten Geometrien, die dann aus den meterbreiten Bahnen gestanzt werden. Vom Firmensitz in Schallstadt liefert Volz in nahezu jedes europäische Land und hat internationale Kunden bis ans andere Ende der Welt. Mehr als die Hälfte des Umsatzes kommt aus dem Export.

Zu den wichtigsten Kundenbranchen zählen Automotive und die Elektroindustrie. Eine Abhängigkeit von einem einzelnen Industriezweig gebe es aber nicht, versichert Benz. Und der wirtschaftliche Trend spricht für Volz. „In jedem Elektromotor sind Klebebänder“, sagt Benz. Sei es im Fön, in der Waschmaschine oder im elektrisch angetriebenen Auto. Ein besonderer Kunde ist die Bundeswehr. Jede Rolle Klebefilm, die in einem der 650 Standorte verbraucht wird, kommt von dem Mittelständler aus Südbaden.

Die breite Öffentlichkeit kennt eigentlich nur einen Herstellern von Klebebändern: Tesa. Die Beiersdorf-Tochter, die ein Werk in Offenburg hat, erlöst einen Milliardenumsatz. Der Markenname ist gleichbedeutend für das Produkt. Deonym nennt man das. In Südbaden ist vielen Winterhalder in Heitersheim ein Begriff. Bundesweit ist auch Lohmann aus Neuwied, Rheinland-Pfalz, mit seinen knapp 2000 Mitarbeitern ein Begriff. In Deutschland werden jährlich mehr als eine Milliarde Quadratmeter Klebebänder und –folien produziert. Die Klebebranche macht einen Gesamtumsatz von fast vier Milliarden Euro. 

Tatsächlich gibt es in Europa mehr als 250 Hersteller von Klebebändern, die meisten in Deutschland und Italien. Das Dreiergespann aus Produktion, Maßkonfektionierung und dem klassischen Handelsgeschäft sei aber das Alleinstellungsmerkmal von Volz, versichert Andreas Benz. Und künftig soll das Spektrum noch weiter wachsen: Im Neubau soll dann nicht nur mit Produkten von der Rolle hantiert werden. Man werde auch ganze Baugruppen vorfertigen. „So werden wir weiter wachsen“, versichert Benz. Aktuell sucht er auch noch neue Azubis.

Hintergrund

Die deutsche Klebeindustrie ist milliardenschwer. Allein in Deutschland erlöst sie laut einer Erhebung des Industrieverbandes Klebstoffe 3,5 Milliarden Euro – davon 1,6 Milliarden mit dem Exportgeschäft. Zählt man ausländische Töchter dazu, bringt die deutsche Industrie es sogar auf einen Umsatz von elf Milliarden Euro. Das entspricht einem Anteil am Weltmarkt von 20 Prozent. Allein in Deutschland werden jährlich mehr als eine Milliarde Quadratmeter Klebebänder produziert. Zum Vergleich: Eine handelsübliche Rolle Tesafilm besteht aus 33 Meter mal 1,5 Zentimeter Klebeband – hat abgerollt also nicht mal einen halben Quadratmeter Fläche.

Teilen auf

Das könnte Sie auch interessieren