Balluff nutzt die Krise

Der Automatisierungsspezialist wird von zwei Seiten in die Zange genommen – Chefin Katrin Stegmaier-Hermle tritt die Flucht nach vorne an

 
Foto: Balluff
 

Neuhausen a.d.F. Über das vergangene Jahr bei dem Automatisierungsspezialisten Balluf muss man nicht viele Worte verlieren: "Wir hatten uns für 2019 ein Wachstum im zweistelligen Bereich vorgenommen", erläutert Geschäftsführerin Katrin Stegmaier-Hermle. Das hat nicht geklappt – der Umsatz schrumpfte sogar um 3,9 Prozent auf 469 Millionen Euro.

Vor allem die Handelskonflikte sowie die Unsicherheiten bei Fahrzeugherstellern und Maschinenbauern machte Stegmaier-Hermle für dieses Minus verantwortlich. All das kam nicht über Nacht, sondern hat sich über Monate abgezeichnet: "Deshalb war schon während des Jahres klar, das wir unter solchen Vorzeichen unsere Ziele nicht erreichen können."

Allerdings stimmt die Balluff-Chefin nicht in die allgemeine Klagestimmung ein – sie sieht die positiven Aspekte: "Umso erfreulicher ist es, dass unsere Diversifizierungsstrategie Früchte trägt." So habe der neue Geschäftsbereich Packaging, Food & Beverage im vergangenen Jahr um neun Prozent zugelegt. Allerdings: das konnte die Rückgänge in den angestammten Geschäften mit Maschinenbauern (minus vier Prozent) und Mobilität (minus sechs Prozent) längst nicht ausgleichen.

Aktuell sind auch die Corona-Auswirkungen nicht hilfreich, Stegmaier-Hermle berichtet von einem Umsatzrückgang im ersten Quartal des laufenden Jahres von mehr als sieben Prozent, die Auftragseingänge brachen ein. Die Auswirkungen sind ähnlich wie bei anderen Unternehmen: Kosteneinsparungen und Kurzarbeit.

Doch Stegmaier-Hermle nutzt die Krise als Chance und entwickelt das Unternehmen weiter: Lösungen für die Bereiche Pharma- und Verpackungsindustrie werden ebenso vorangetrieben wie E-Mobilität und erneuerbare Energien. Sie sieht hier durchaus das steigende Umweltbewusstsein bei Verbrauchern als Treiber für die Balluff-Kunden. Und auch bei der Herstellung von Beatmungsgeräten kommen nun Bauteile des Unternehmens zum Einsatz.

Wobei die Balluff-Geschäftsführerin deutlich macht: Sie gehe "von einer sehr langsamen wirtschaftlichen Erholung aus" – aber man stecke eben auch "nicht den Kopf in den Sand".

Balluff wurde 1921 gegründet und ist heute nach eigener Aussage einer der führenden Anbieter von Lösungen für industrielle Automation. Das weltweit aufgestellte Familienunternehmen beschäftigt rund 3600 Mitarbeiter.

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