Autonom abheben

Das Land fördert zwei Flugplätze mit 1,3 Millionen Euro, um Testfelder für das Fliegen der Zukunft zu schaffen. Während erste Firmen Interesse zeigen, bleiben eine Reihe Fragen unbeantwortet

 
Foto: Airbus
 

Stuttgart/Lahr/Mengen. Die Freude ist Wolfgang G. Müller anzumerken: "Schon die im Jahr 2011 veröffentlichte Studie sieht für den Flughafen Lahr eine Nutzung für autonomes Fliegen vor – nach langer Entwicklungszeit kann die Saat nun aufgehen", kommentierte der OB der Stadt Lahr den Bescheid aus dem Wirtschaftsministerium des Landes: Zusammen mit dem Flugplatz in Mengen bei Sigmaringen erhält Lahr 1,3 Millionen Euro im Rahmen des Projekts "E-Fliegen".

Nach Angaben aus Stuttgart soll damit der Aufbau einer Testumgebung für elektrisches, energieffzientes und autonomes Fliegen unterstützt werden. Ziel des Projekts "E-Fliegen" ist es demnach, "ein geeignetes Testumfeld für die Demonstration und Erprobung von Drohnen und Flugtaxis in Baden-Würtemberg" zu schaffen. Lahr und Mengen wurden anhand eines Lastenhefts und einer Studie durch die Uni Stuttgart als geeignete Flächen identifiziert.

In Lahr soll ein Testfeld für "urbanes Fliegen" eingerichtet werden, in Mengen der Schwerpunkt auf "autonomem Fliegen" liegen – wobei Branchenkenner die Aufteilung als wenig zielführend ansehen: Beide Punkte gehören eigentlich zusammen.

Offen bleibt zudem, was mit dem Geld genau gemacht werden soll, wie die Tests tatsächlich aussehen, und welchen Anteil die Flugplätze aus dem Topf erhalten. Zudem dürfte der technische Aufbau einer derartigen Testumgebung um einiges teurer werden, als die genannte Summe. Immerhin hat der Lahrer OB Müller für August eine Mitteilung mit Details zum geplanten Projekt angekündigt.

Derweil haben nach Angaben des Ministeriums erste Unternehmen Interesse an den beiden Testfeldern bekundet: So will Acentiss, eine Tochter der IABG-Gruppe aus Ottobrunn, bereits "in den nächsten Monaten" erste Forschungsflüge mit selbst entwickelten, unbenannten Fluggeräten durchführen. Bereits seit 2012 hat das Unternehmen eine Technologieplattform zur Erprobung von elektrischem und autonomem Fliegen. Und auch der Thales-Konzern will das Testfeld nutzen und unter anderem Teile der Infrastruktur einbringen. Pikantes Detail: Beide Unternehmen haben Verbindungen zur Wehrtechnik beziehungsweise stellt der Thales-Konzern selbst militärische Drohnen her.  

Der Flughafen Lahr wurde bereits 1913 als Zeppelin-Flugfeld gegründet. Nach der militärischen Nutzung, zuletzt von den Kanadiern, ging es mit dem Flugplatz Auf und Ab – aus der Insolvenz gerettet hat den Flughafen ein Konsortium verschiedener Unternehmen, darunter der Tunnelbohrmaschinenhersteller Herrenknecht, der Europa-Park und Hansgrohe. Heute ist das Platz dank geschickter Ansiedlung von Logistikern und der massiven Start- und Landebahn eine wichtige Größe im Frachtfluggeschäft im Südwesten.

Auch der Flugplatz Mengen hat seinen Ursprung im Militär. Nach der Aufgabe der militärischen Nutzung im Jahr 1978 hat ein privater Betreiber den Betrieb übernommen:35 Gesellschafter, darunter der Landkreis Sigmaringen (16 Prozent), verschiedenen Kommunen (12 Prozent) und private Investoren (72 Prozent), sichern seitdem den Betrieb. Mit 38.000 Flugbewegungen im Jahr steht der Flugplatz nach eigenen Angaben auf Platz vier im Land. Neben 15 Flugzeughallen mit 100 Flugzeugen sind auf dem Areal auch mehrere Unternehmen aus dem Flugzeugbau sowie ein Hotel, Gastronomie und ein Campingplatz angesiedelt.

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