Aufatmen beim Badischen Winzerkeller

Die Weinspezialisten können trotz Pandemie den Umsatz stabil halten, tauschen die Führung aus – aber intern gibt's Streitigkeiten wegen eines Kellers

 
Foto: Badischer Winzerkeller
 

Breisach am Rhein. Das Aufatmen beim Badischen Winzerkeller ist förmlich aus der Mitteilung herauszulesen: "Nach ersten Einschätzungen" konnte die Kellerei im vergangenen Jahr beim Umsatz "leicht zulegen und hohe Umsatzverluste in Gastronomie und Fachhandel weitgehend auffangen". Im Nachtrag der Bilanz 2019 befürchtete man noch im Wort Case-Fall einen Umsatzeinbruch in Höhe von 2,5 Millionen Euro. Nun geht man "von einer positiven Entwicklung aus", so Vorstand André Weltz. Wobei man wohl "im Ergebnis" die Verluste aus den ertragsstarken Vertriebskanälen "nicht vollständig kompensieren" könne – was am Ende wohl auf den zweiten Verlust in Folge vorbereiten soll. Bereits das Jahr 2019 hatte man unterm Strich mit -1,4 Millionen Euro negativ abgeschlossen.

Aber abgesehen von den Turbulenzen rund um Corona und veränderten Marktbedingungen: Ganz generell wird es im Badischen Winzerkeller aus zwei Gründen nicht langweilig.

# Vorstand André Weltz hat Anfang des Jahres die Nachfolge des langjährigen Vorstandes Peter Schuster  angetreten, der in den Ruhestand ging. Eckart Escher bleibt als zweiter Vorstand an Bord. "Es ist etwas Besonderes, für die Sonnenwinzer tätig zu sein", kommentierte Weltz seinen Aufstieg. Und der Aufsichtsratsvorsitzende Rainer Zeller ergänzte mit Blick auf den neuen Vorstand: "Wir sind zuversichtlich, in ihnen einen gut gerüsteten Navigator durch die Herausforderungen der Weinwirtschaft gefunden zu haben." Weltz soll vor allem die begonnene Transformationen in Richtung Digitalisierung sowie notwendige Kosteneinsparungen vorantreiben.

# Wobei er dabei eine Erblast zu bewältigen hat: Wie die "Badische Zeitung" zunächst berichtete und wie der Winzerkeller jetzt indirekt bestätigte, gehört zu den Einsparungen auch die Zusammenlegung der beiden Kellerbereiche. Vereinfacht ausgedrückt leiteste sich die Genossenschaft bislang einen Groß- und einen Kleingebindekeller – in ersterem werden die bis zu 30 "Massenweine" für Supermärkte und andere Vermarktungskanäle ausgebaut, in zweitem entstehen gut 500 spezielle Weine für Privatleute, Gastronomen, Fachhändler oder auch spezielle Winzergenossenschaften.

Der Kleingebindekeller wurde 35 Jahre von Jörg Wiedemann geführt, den Escher laut Berichten mehr oder weniger Ad-hoc vor die Tür gesetzt haben soll. Über die Personalie wie generell über die Zusammenlegung der beiden Kellerbereiche dann unter Führung von Kellermeister Ottmar Ruf ist in der Zwischenzeit ein heftiger interner Streit entbrannt. Weltz räumte ein, dass bei der Personalie Fehler gemacht worden seien. Noch innerhalb des ersten Quartals wolle er die Angelegenheit regeln – schließlich "müssen wir uns weniger mit uns selbst beschäftigten als vielmehr mit den Kunden, die derzeit gerne Wein trinken".

Generell am Umbau hält man in Breisach aber fest: "Die Zusammenführung der Kellerbereiche ist ein einschneidender Schritt, aber ebenso ein wichtiger Baustein bei der Neuausrichtung des Badischen Winzerkellers zur Sicherung der dauerhaften Wettbewerbsfähigkeit", wie es in einer gemeinsamen Mitteilung von Vorstand und Aufsichtsrat heißt. Wobei man auch am Leistungsangebot des Kleingebindekellers weiterhin festhalte – nur eben künftig dann nicht mehr eigenständig und dafür mit Kellermeister Wiedemann.

Der Badische Winzerkeller geht auf die Gründung einer Zentralkeller badischer Winzergenossenschaften im  Jahr 1952 zurück. Aktuell sind an der EG 51 Genossenschaften zwischen der Badischen Bergstraße im Norden und dem Bodensee im Süden beteiligt. Die Weine werden zu 80 Prozent über Discounter und Lebensmittelmärkte verkauft.

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