100 Millionen Euro für einen "Leuchtturm"

Die Arbeiten für den Gesundheitscampus Calw haben begonnen: Die Politik lobt das Großprojekt als "Vorzeigemodell", das "Vorbildcharakter für vieles in der Republik" habe – weil ein breites Bündnis investiert

 
Foto: Landratsamt Calw
 

Calw. Mit dem symbolischen Spatenstich haben die ersten Arbeiten für den Gesundheitscampus Calw begonnen. Bislang ist auf dem 6,9 Hektar großen Areal im Gebiet "Stammheimer Feld" von Calw kaum was zu sehen – doch die Verantwortlichen sparen nicht mit Vorschusslorbeeren: "Mit dem Beginn der zweiten Umsetzungsphase unseres nachhaltigen Medizinkonzepts gehen wir den nächsten großen sichtbaren Schritt in Richtung einer modernen, auf unseren Landkreis zugeschnittenen Gesundheitsversorgung", betonte Landrat Helmut Riegger.

Christopher Hermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg, brach bei der Gelegenheit beinahe in Jubelstimmung aus: "Mit dem Gesundheitscampus in Calw werden zwei Bedingungen erfüllt, die die AOK Baden-Württemberg seit Jahren fordert und unterstützt. Zum einen wird mit diesem innovativen Projekt die Versorgung im ländlichen Raum zukunftsfest gestaltet. Und zum anderen werden hier sektorale Grenzen zwischen ambulanter, stationärer und pflegerischer Versorgung aufgelöst. Das hat Vorbildcharakter für vieles in der Republik."

Und Gesundheitsminister Manfred Lucha hob das Projekt auf einen sprachlichen Sockel: "Der Gesundheitscampus Calw ist ein Vorzeigemodell, ein Leuchtturm für Baden-Württemberg. Er zeigt, wie die zukünftige Gesundheitsversorgung bei uns im Land aussehen kann."

Was genau aber entsteht auf dem Acker? Primär investiert der Landkreis rund 70 Millionen Euro in einen Klinikneubau für die Grund- und Regelversorgung mit 150 Betten und dem Schwerpunkt Orthopädie. Weitere 25 Millionen Euro fließen in Gebäude und Einrichtungen, die den Campus komplettieren: Der Klinikverbund Südwest, das Zentrum für Psychiatrie, das Nephrologische Zentrum, das Rote Kreuz und sogar die Sparkasse Pforzheim Calw bauen Tageskliniken, Pflegeeinrichtungen sowie ein "Haus der Gesundheit", in dem sich Dienstleister ansiedeln sollen, obendrein noch ein Parkhaus.

Für Landrat Riegger liegt das Ungewöhnliche des neuen Campus weniger im breiten Bündnis, als vielmehr in der Denkweise: "Der Campus eröffnet uns ganz neue Chancen in der Patientenversorgung, weil wir die Versorgung vom Patienten her denken." Ausgangspunkt sei die Frage gewesen, was benötige ein Patient, um möglichst gut versorgt zu sein?

Der nun erfolgte Spatenstich ist nur der erste Abschnitt bei der Realisierung: Die Handwerker werden jetzt zunächst die Erschießlung des Areals vorantreiben. Parallel sind die Planer dabei, die Entwurfsplanung für den Campus bis Ende des Jahres in einen Bauantrag münden zu lassen. Mitte 2020 soll dann der eigentliche Baubeginn sein, die Inbetriebnahme des Campus ist für 2022 vorgesehen.

Das Projekt ist Teil der Versorgungsstrategie des Landkreises, die der Kreistag nach jahrelanger Vorbereitung im April 2018 mehrheitlich beschlossen hat. Neben dem Gesundheitscampus gehört dazu unter anderem auch der Ausbau des Klinikstandortes Nagold auf 270 Betten. Seit Mai haben dort umfassende Sanierungen und Umbauten begonnen, in die weitere 85 Millionen Euro investiert werden.

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