Traum vom Turm

"Die Region wird hip"


Der Logistikspezialist Achim Scheerer sieht durch Testturm und Prüfzentrum eine positive Entwicklung: der "ländliche Raum" stirbt

Von Beginn an ist mir eines im Umgang mit den beiden Großprojekten Thyssen-Krupp-Testturm sowie dem Daimler Test- und Prüfzentrum besonders aufgefallen: Wie positiv die breite Bevölkerung mit den Projekten umgeht, das Werden konstruktiv begleitet. Mehr noch steht man diesen doch sehr grundlegenden Veränderungen aufgeschlossen gegenüber.

Angesichts der allgemeinen Wahrnehmung, in der eigentlich jede Investition mindestens schlechtgeredet wird und die Kritiker Gewehr bei Fuß stehen, ist das eine wunderbare Beobachtung, die hoffentlich Schule machen wird. Wobei es aus meiner Sicht einen Grund für die positiven Reaktionen gibt: Beide Projekte wurden von den Verantwortlichen in den Konzernen wie den politischen Gremien, Rathäusern und Landkreisen offen und zu einem frühen Zeitpunkt kommuniziert.

So geht man heute mit den Bürgern um! Kommunikation auf Augenhöhe ist eben keine hohle Phrase, sondern ein elementarer Bestandteil des Erfolgs.

Für die gesamte Region, dem Herzen der Innovationsachse Stuttgart–Zürich, ergeben sich aus Turm und Testzentrum meiner Ansicht nach vielfältige Chancen auf ganz unterschiedlichen Ebenen. Die wichtigste: Wir können den Malus vom „rückständigen ländlichen Raum“ loswerden. Natürlich ist mir bewusst, dass die Region das nicht ist!

Aber es nützt ja nichts, wenn nur wir Kenner das wissen. Alle anderen außerhalb unserer Region müssen es ebenso erfahren – die Stichworte wie Fachkräftemangel muss ich dafür nicht extra aufführen. Diese Leuchtturmprojekte haben genügend Kraft, Licht auch in unsere Region zu streuen.

Klar ist aber auch: Dieses Licht allein reicht nicht aus, um einen Imagewandel zu erreichen. Wir Unternehmer und Institutionen müssen natürlich auch selbst aktiv werden, um die positiven Aspekte ins Licht zu rücken.  

Darüber hinaus rechne ich fest mit Unternehmens-Ansiedlungen von außerhalb. Ein solches Umfeld ist attraktiv. Und jedes Unternehmen ist eine weitere Facette für die positiven Aspekte unseres Standortes – das ist schlicht eine sich selbst erfüllende Prophezeiung: Positives zieht Positives an?… Die Region ist dann nicht mehr länger irgendeine Zwischenstation an der Autobahn 81. Man hält hier künftig an, weil es schlicht hip ist.              

Foto: Jigal Fichtner für econo

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