Standpunkt

Alles eine Frage des Wollens


Der Autor Franz Alt bietet eine Lösung für beinahe alle großen Probleme unserer Zeit: die Energiewende global konsequent vorantreiben

Mit dem Beginn des Industriezeitalters wurden zunehmend Kohle, Gas und Öl verfeuert und schließlich auch Atomenergie genutzt. Dabei verbrennen wir heute an einem Tag so viel Kohle, Gas und Öl wie die Natur in einer Million Tagen angesammelt hat. Das heißt: Wir benehmen uns wie Pyromanen.

Wir verbrennen die Zukunft unserer Kinder und Enkel, weil unsere Energiepolitik eins zu einer Million mal falsch und verantwortungslos ist. Wir berteiben Selbstverbrennung. Damit verursachen wir aber auch den Treibhauseffekt und den Klimawandel. Vom UNO-Generalsekretär bis zur Bundeskanzlerin sagen heute nicht nur die Klimaforscher, sondern auch fast alle Politiker, dass die Klimafrage die Überlebensfrage der Menschheit ist. Darin waren sich auf der Weltklimakonferenz in Paris Ende 2015 alle 195 Regierungen unseres Planeten einig.

Weil die bisherigen Energie-Rohstoffe in wenigen Jahrzehnten zu Ende sind und wir sie aus Klimaschutzgründen bald nicht mehr nutzen dürfen werden sie auch mittel- und langfristig immer teurer werden. Der 100-prozentige Umstieg auf erneuerbare Energien ist überlebensnotwendig. Nicht nur aus ökonomischen, sondern auch aus ökologischen Gründen. Dass das geht und wie es geht, zeigt auch die Entwicklung in Deutschland.

Im Jahr 2000 hatten wir circa fünf Prozent Ökostrom, heute sind wir bereits bei 35 Prozent. Weltweit haben wir im gleichen Zeitraum den Anteil des Solarstroms sogar verhundertfacht und den Anteil des Windstroms verzehnfacht. Island versorgt sich schon heute zu 97 Prozent erneuerbar mit Strom, Österreich zu 78 Prozent und die Schweiz zu mehr als 50 Prozent. 1990 gab es weltweit 500 Passiv-Häuser, die Energie-autark waren, heute sind es 180.000 - 360mal mehr. Niemand kann noch sagen, dass die Energiewende nicht möglich sei.

Allein die Sonne schickt uns 15.000mal mehr Energie als die gesamte Menschheit heute verbraucht. Dazu kommen die Windkraft, die Wasserkraft, die Bioenergie und die Erdwärme. Von Natur aus gibt es gar kein Energieproblem. Unsere Welt ist voller Energie.

Wenn wir dennoch ein Energieproblem haben, dann ist das ein Zeichen dafür, dass wir irgendetwas grundsätzlich falsch machen. Das aber können wir mit dem Wissen, das wir in den letzten Jahrzehnten über die Möglichkeiten der Erneuerbaren gelernt haben, rasch ändern. Dafür gibt es bereits Millionen positiver Beispiele auf der ganzen Welt.

Ist die Energiewende auch bezahlbar? Als der Bundestag im Jahr 2000 das Erneuerbare Energien-Gesetz verabschiedete, kostete die Produktion einer Kilowatt-Stunde Solarstrom noch 70 Cent, heute in Deutschland etwa acht bis zehn Cent, in Afrika oder Indien oder Südamerika circa vier bis fünf Cent. In Deutschland werden in den nächsten zehn Jahren die Kosten für erneuerbare Energien nochmal halbiert werden können. Da so gut wie keine Folgekosten anfallen - ganz anders als bei der fossil/atomaren Energieversorgung - wird die Energiewende uns alle zu Gewinnern machen und in den armen Ländern endlich auch Wohlstand für alle ermöglichen und damit die Flüchtlingsströme stoppen. Niemand flieht ohne Not.

Diese Energie-und Ressourcenfrage ist die Hauptursache für Hunger und Massenarbeitslosigkeit in den Ländern der sogenannten Dritten Welt, die aber meist sehr sonnenreich und windreich sind. Welch eine Chance für die Lösung der großen Probleme unserer Zeit! Diese Probleme hänge alle zusammen: Die Energiefrage, die Flüchtlingsfrage, die Ressourcenkriege und die Armutskrise. Den Schlüssel zur Lösung haben wir alle in der Hand. Wir müssen es nur wollen.

Der Autor Franz Alt spricht auch beim Freiburger Mittelstandskongress am 5. Oktober im Konzerthaus.

Foto: privat

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