Dossier

Die Lok wird digital


1 Der Anfang ist gemacht

Das erste Arbeitstreffen zur Umsetzung der Digital-Ideen beginnt mit dem Blättern in alten Kladden und offenbart den Zeitdruck.

Foto: wer

Nun geht's los. Das Team von Imsimity traf sich zur ersten Abstimmung mit Christian Brinkmann von der Museumsbahn. Der zweite "Auserwählte" des Speed-Dating-Elevator-Pitch Marc Lutz musste aufgrund eines Lehrauftrags kurzfristig passen – er bleibt aber natürlich an Bord!

Der Bahnchef hatte zum Treffen seinen Tresor geöffnet: Er legte mehrere Kladden auf den Tisch, in denen in saubersten Handzeichnungen sämtliche Details rund um den Bau der Sauschwänzlebahn ab dem Jahr 1887 aufgeführt sind. Ein ungeheurer Schatz!

Der zog auch gleich Imsimity-Chef Martin Zimmermann in den Bann. Immerhin ist ein Bereich des VR-Spezialisten aus St. Georgen der "Cyber Classroom", also die Nutzung neuer Technologien im Unterricht. "Auf Basis der Zeichnungen könnten wir für Technik oder Physik klasse virtuelle Lösungen aufbauen", so Zimmermann. Zack, schon ergeben sich aus dem "WissenstransferKonkret" von Econo und der MFG Innovationsagentur Querverbindungen.

Das Imsimity-Team präsentierte daneben eine für den VS-Teilort Tannheim erstellte Ortschronik, die durch AR-Elemente auf Smaprtphones und Tabletts Geschichte "lebendig" werden lässt. Auch einen virtuell aufgeppten Rundgang durch den Ort wird es geben. Insgesamt eine gute Grundlage für das, was bei der Sauschwänzlebahn geplant ist!

Allerdings drängte die Zeit: Das erklärte Ziel von Bahn-Chef Brinkmann, zum Saisonstart im kommenden Jahr die Anwendungen präsentieren zu können – "wir wollen die ersten sein!" – hat eine Hürde. Die Museumsbahn darf nämlich wegen Naturschutzauflagen nur bis Ende Oktober fahren. Um das notwendige Filmmaterial von der Lokfahrt und dem Blick in den Führerstand noch aufnehmen zu können, musste das Imsimity-Team improvisieren…

In Kürze steht fest, ob das geklappt hat!

2 Die Sauschwänzlebahn hat entschieden!

Zwei Teams haben mit ihren digitalen Ideen überzeugt. Für die Fahrgäste bedeutet das: Künftig gibt es mehr Community und noch mehr Informationen. Und die Bahn soll die erste im virtuellen Zeitalter sein.

Foto: Jigal Fichtner für econo

Vier Teams, vier Ideen – und drei davon mit breiten Überschneidungen. Das Ergebnis des ersten Speed-Dating-Elevator-Pitchs bei der Sauschwänzlebahn überraschte! Die Agenturen RD Innovations, Imsimity und Abertausend schlugen dem Team der Museumsbahn eine Melange aus Augmented und Virtuell Reality-Elementen samt einer Dosis Gamification vor, um den Besuchern unter anderem während der Fahrt mehr Informationen über die Strecke und den Abläufen in der Lok zu bieten oder auch die Wanderwege aufzupeppen.

Der Strategieentwickler Marc Lutz hob sich davon ab und schlug die konkrete Nutzung der sozialen Netzwerke vor, um ganz gezielt eine Sauschwänzlebahn-Community aufzubauen – immerhin spielt sich auf diesem Feld schon jetzt eine Menge ohne das Zutun der Museumsbahn ab.

Für Bahn-Chef Christian Brinkmann und sein Team war es keine einfache Entscheidung: In allen vier Vorschlägen sah man das Potenzial, die Attraktivität des eigenen Angebots zu steigern, mehr Bekanntheit zu erreichen und im besten Fall die Zielgruppe schrittweise zu verjüngen.

Also genau das, was der Speed-Dating-Elevator-Pitch erreichen sollte!

Doch klar war auch: Alle vier Konzepte lassen sich aus Gründen des Budgets und wegen der Überschneidungen nicht realisieren. Also ging das Team intensiv die Vorschläge noch einmal durch, tauschte sich aus – und kam zu einer Entscheidung:

Die Vorschläge von Marc Lutz und Imsimity sollen umgesetzt werden!

Der Sauschwänzlebahn-Chef Brinkmann begründet die Entscheidung so: "Die Idee von Imsimity lässt sich modular aufbauen und mit anderen Angeboten ergänzen. Der Vorschlag von Marc Lutz ergänzt unsere bisherigen und die neuen Aktivitäten um das wichtige Element der sozialen Medien."

Wobei  Brinkmann bei der Umsetzung Volldampf gibt: "Wir wollen zum Saisonstart 2018 die Vorschläge umgesetzt haben. Die Sauschwänzlebahn soll damit die erste Museumsbahn mit einer virtuellen Ergänzung sein!"

Nun denn: Die Ärmel hoch gekrempelt!

3 Vom Streichholz zur virtuellen Realität

Vier Kreativ-Teams aus unterschiedlichen Bereichen stellten sich der ersten Herausforderung: Wie macht man die "Sauschwänzlebahn" für eine jüngere Zielgruppe attraktiver?

Foto: Jigal Fichtner für econo

Die erste Herausforderung des Tages war nicht die Aufgabe an sich – sondern waren Uhrzeit und Ort: Um sieben Uhr in der Früh trafen sich die Kreativen mit Bahn-Geschäftsführer Christian Brinkmann, Esther Petri von der MFG Innovationsagentur des Landes und Econo-Chefredakteur Dirk Werner am Lokschuppen der Museumsbahn am Rand von Blumberg-Fützen. Ein pittoresker Ort in unmittelbarer Nähe zur Schweizer Grenze, der landschaftlich reizvoll gelegen Navis vor Probleme stellt.

Doch genau an diesem Ort konnten die Teams erspüren, was die Faszination, den Reiz, die Leidenschaft einer solchen Museumsbahn ausmacht!  

Bahn-Chef Brinkmann erläuterte pointiert die Entstehung der Strecke als "strategische Bahn", um im Fall der Fälle schnell Truppen und Gerät an die Grenze zu Frankreich transportieren zu können. Das wiederum stellte die Ingenieure vor Herausforderungen: In der Bauzeit vor der Eröffnung 1890 waren die Lokomotiven noch schwach, die Topographie sehr hügelig. Lange Tunnel – darunter ein einzigartiger Kreiskehrtunnel –, unzählige aufgeschüttete Rampen und vielbauchige Viadukte waren notwendig, um die Streckenführung zu realisieren. Daneben gab es die Herausforderung, in den umliegenden bäuerlichen Dörfern die tausenden vornehmlich italienischen Arbeiter unterzubringen – wovon manch Nachname noch heute zeugt.

Nach der Theorie kam die Praxis, was konkret den Gang in den Lokschuppen bedeutet. "Vorsicht, hier ist alles heiß und schmutzig", gab Brinkmann den Kreativen noch mit auf den Weg. Doch die hatten derweil schon alles in Beschlag genommen, schauten sich um, kletterten in den Führerstand und sprachen mit Lokführer und Heizer.

Alles umrahmt vom rhythmischen Zischen und Stampfen der Lok, vom charakteristischen Geruch aus Öl, verbrannter Kohle und heißem Dampf. Und von einer Erkenntnis: Bevor eine solche Lok überhaupt aus dem Schuppen fahren kann, ist eine Menge Vorarbeit nötig – vom Abschmieren ungezählter Stellen bis zum Reiben des Streichholzes, um das Feuer unter dem Kessel zu entfachen…

Schließlich begleiteten die Teams noch die Lok zum Bahnhof in Fützen: Im Innern galt es ein kompliziertes, mechanisches Hebelwerk in Gang zu setzen, damit Weichen und Signale korrekt gestellt waren. Alles von Hand, keine Elektronik – was ein ums andere Mal zum Zücken des Smartphones verleitete: kurz ein Erinnerungsfoto von den kabelgebundenen Wählscheibentelefonen gemacht oder den Plakaten, die vor den Gefahren der Elektrozüge warnten (obschon die Strecke nie elektrifiziert wurde).

Am Bahnhof in Blumberg-Zollhaus gab abschließend noch das Museum beredte Auskunft über die Realisierung und den Betrieb der Bahn. Wobei die "Sauschwänzlebahn" abseits ihrer strategischen Bedeutung als reguläre Strecke nicht wirklich Erfolg hatte. Brinkmann: "Wir haben heute mehr Fahrgäste pro Jahr, als die Bahn während des regulären Betriebs je hatte."

Davon profitiert die Museumsbahn indes heute: "Unsere Strecke ist eine der authentischsten Museumsbahnen überhaupt", so der Geschäftsführer. Da die Deutsche Bahn nichts in die Modernisierung investierte, blieb eben auch die Infrastruktur erhalten. Anfang der 1970er Jahre war dann ohnehin Schluss mit dem zuletzt eingeschränkten regulären Fahrbetrieb, wenige Jahre später eröffnete die Museumsbahn.

Übrigens: Just beim Besuch des Museums konnten die Kreativen die Notwendigkeit der Verjüngung der Besucher selbst erleben. Mehrere Busse mit Touristen der Altersklasse 60 Plus widmeten sich den Exponaten.  

Mit einer Vielzahl an Eindrücken ging es für die vier Teams schließlich in die Kreativzeit – eine Stunde blieb, um sich Gedanken über die digitale Zukunft der "Sauschwänzlebahn" zu machen.

Im historischen Reiterstellwerk über der Bahntrasse galt es abschließend, die Ideen zu präsentieren. Rainer Duda von RD Innovation, Anke Blessing von imsimity, der Strategieentwickler Marc Lutz sowie Annika Theobald, Marco Di Giacomo und Oliver Kosic von der Agentur Abertausend zeigten dabei eine erfrischende Bandbreite an Möglichkeiten auf. Wobei sich drei der vier Strategien zwar auf den ersten Blick glichen – doch die Details sorgten für die prägnanten Unterschiede…

Was die Teams konkret vorstellten und wie die Bahn-Chef Christian Brinkmann damit konkret umgeht, dazu in Kürze mehr.

4 Die Aufgabe #1: Hightech trifft Lowtech

Die Sauschwänzlebahn ist eines der wichtigen Tourismusbetriebe im südlichen Schwarzwald. Die Strecke ist spektakulär – da müsste sich doch mehr draus machen lassen, oder?

Foto: PR/Harald Becker

Blumberg. Zugegeben, auf den ersten Blick mag ein Tourismusbetrieb wie eine Museumsbahn nicht unbedingt zu einem Kreativ-Event wie WissenstransferKonkret passen. Doch die Bahnbetriebe Blumberg sind ein ganz normales Wirtschaftsunternehmen und stehen damit ebenfalls vor der Frage: Was können wir in Sachen Digitalisierung tun?

Die Dampflok des städtischen Eigenbetriebs verkehrt regelmäßig auf der spektakulären Strecken zwischen Blumberg-Zollhaus und Weizen – und wurde 2015 als Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland ausgezeichnet.

Warum dem so ist, erschließt sich jedem auf einen Blick: Die 1890 eröffnete Strecke ist 25 Kilometer lang, obwohl die Luftlinie zwischen den beiden Bahnhöfen nur 9,8 Kilometer beträgt. Doch die Wutachtalbahn ist von den Badenern eben als "strategische Bahn" für militärische Zwecke angelegt worden. Deshalb gibt es allein fünf Brücken und Viadukte, mehrere Kehrschleifen, in die Landschaft geschaufelte Rampen sowie sechs Tunnel – darunter einen 1700 Meter langen Kreiskehrtunnel.

Wem der Bahn-Geschäftsführer Christian Brinkmann das Archiv zeigt, dem öffnet sich ein umfangreiches Konvolut an sämtlichen Planungs- und Ingenieurs-Unterlagen – nicht nur Branchenkenner geraten Angesichts der detailverliebten Zeichnungen für Tunnel oder Brücken ins Schwärmen.

Pro Jahr fahren gut 100.000 Passagiere mit der Bahn. Damit ist die im Volksmund ob ihrer Bauweise "Sauschwänzlebahn" genannte Strecke eine der wichtigen Tourismus-Attraktionen im Süden des Landes. Und das Team um Bahn-Chef Brinkmann lässt sich Jahr für Jahr ein reiches Programm an Themen-Fahrten einfallen.

Dennoch würde Brinkmann die Museumsbahn gerne "digital aufwerten". Ganz klar auch mit der Zielrichtung, jüngere Passagiere für die Fahrt oder eine Wanderung auf dem Eisenbahn-Lehrpfad zu begeistern… 

Welches Kreativ-Team nimmt nun die Herausforderung an? Einfach per E-Mail bei Econo-Chefredakteur Dirk Werner melden. Die Veranstaltung im Rahmen des WissenstransferKonkret findet halbtägig am Freitag, 21. Juli, in Blumberg statt

Übrigens: Die Teams erwartet ein spannendes Programm, um die Museumsbahn richtig kennen zu lernen – selbst beim Anheizen der Lok wird man dabei sein und eine Fahrt im Führerstand ist ebenfalls geplant… Mehr zur Museumsbahn finden Sie hier.

5 Darum geht's

Speed-Dating-Elevator-Pitch klingt zu abstrakt? Hier finden Sie mehr über Konzept, Herausforderungen und Chancen.

Foto: Hak Design

Bei den Treffen im Rahmen des Econo-Wissenstransfer wurde immer wieder deutlich: Gerade kleine und mittlere Unternehmen quer durch alle Branchen stehen angesichts der Herausforderungen der Digitalisierung vor großen Aufgaben. Dabei gerät die Weiterentwicklung des Geschäftsmodells angesichts der alltäglichen Herausforderungen ganz schnell aus dem Blickfeld.

Zudem gab es immer wieder die Aussage: Wo bekommt man eigentlich die Inspiration, die konkrete Anregung her? Wie kommt man an die Akteure aus der Kreativwirtschaft, die im digitalen Zeitalter zuhause sind?

Die Hemmschwellen, einfach aufeinander zuzugehen, sind aus der Erfahrung heraus auf beiden Seiten hoch. Dabei hätten sich etablierte Unternehmen und kreative Digitalisten einiges zu sagen! Davon sind Econo und die Innovationsagentur Medien- und Kreativwirtschaft der MFG überzeugt – deshalb machen wir den Wissenstransfer nun ganz konkret. Ein weiterer Kooperationspartner ist das Digitale Innovationszentrum DIZ in Karlsruhe.


Die Aufgabe

Beim Speed-Dating-Elevator-Pitch treffen fünf Kreativ-Teams auf ein etabliertes Unternehmen. Nach der Unternehmens-Präsentation geht's ans Eingemachte: Die Teams überlegen sich jeweils eine "digitale Lösung" als Erweiterung, Ergänzung oder Neuausrichtung des Geschäftsmodells – und präsentieren diese direkt und innerhalb weniger Minuten der Geschäftsführung. Am Ende entscheidet der Chef, welches Konzept er zusammen mit einem Team vorantreiben möchte. 

Die Konzepte

Die vorgeschlagenen Konzepte sollen sich direkt mit der digitalen Transformation beschäftigen, also neue Technologien wie Virtual Reality oder Ansätze wie Gamification berücksichtigen. Ausdrücklich nicht erwünscht sind Vorschläge für neue Websiten oder Logo-Überarbeitungen! Das ist klassisches Alltagsgeschäft, um das sich die Unternehmer selbst kümmern dürfen.

Wer darf mitmachen?

Bei den etablierten Unternehmen dürfen sich alle melden, die sich schon immer mit der digitalen Transformation beschäftigen wollten, aber keine Zeit hatten oder denen Anregungen fehlten. In einer Nachricht an Econo-Chefredakteur Dirk Werner sollte kurz formuliert werden, warum man das richtige Unternehmen für den WissenstransferKonkret ist… Der Verlag und die Innovationsagentur behalten sich ein Auswahlverfahren vor.

Die Kreativ-Teams können Start-ups sein, aus Unternehmen oder von Hochschulen stammen. Wichtig ist nur: Man sollte das digitale Hightech-Handwerk verstehen und den Ehrgeiz haben, am Ende die vorgeschlagene Lösung auch vorantreiben zu wollen. Auch hier behalten sich Econo und die Innovationsagentur ein Auswahlverfahren vor. Die Innovationsagentur stellt darüber hinaus für die teilnehmenden Teams eine Aufwandsentschädigung zur Verfügung.

Was ist WissenstransferKonkret nicht?

Das Format ist ganz klar keine Konkurrenz zu Agenturen oder Beratern. Es geht einfach um plakative Beispiele, die anderen Unternehmen Mut machen sollen! Deshalb werden die Veranstaltungen auch auf wenige pro Jahr begrenzt.

So profitiert man

Selbst wenn man am WissenstransferKonkret nicht teilnimmt, so kann man sich doch Anregungen von den Veranstaltungen holen: Econo berichtet ausführlich auf verschiedenen Plattformen in Wort und Bild über die jeweiligen Herausforderungen für die Teams. Auch in anderen Medien wird über die Veranstaltungen berichtet.

Und – wer traut sich?

Wer neugierig geworden ist und mehr erfahren möchte, der schreibt einfach eine E-Mail an Econo-Chefredakteur Dirk Werner – er freut sich auf den Austausch!

Teilen auf

Weitere Dossiers

Foto: Reiner Pfisterer

Menschen_Mai 2021

Führungswechsel und Nachfolger, Abgänge und Verstärkungen – hier finden Sie die wichtigsten Personalien aus der Wirtschaft im Südwesten


Foto: KLS Martin Group/KNAISCH

ERFOLGSGESCHICHTEN

Sponsored Post: In der Reihe ERFOLGSGESCHICHTEN spricht das Team der Knaisch Consulting mit interessanten Persönlichkeiten über alle Themen rund um Führung, Personalentwicklung – und persönliche Perspektiven