Zollern bittet um Erlaubnis – mit Nachdruck

Die fürstliche Unternehmensgruppe plant ein Joint-Venture mit der österreichischen Miba. Dem Kartellamt passt das nicht. Zollern-Chef Klaus Erkes nimmt deshalb Wirtschaftsminister Altmaier beim Wort

 
Foto: Zollern
 

Sigmaringen. Mitte des vergangenen Jahres gaben Miba und Zollern die Absicht bekannt, ein Joint-Venture zu gründen. Das Ziel: Die Kompetenzen bei Gleitlagern zu bündeln, um im weltweiten Wettbewerb weiter Bestand zu haben. Die Österreicher wollten demnach 74,9 Prozent an dem neuen Unternehmen halten. Anfang des Jahres dann die Ernüchterung: Das deutsche Kartellamt fürchtet, das neue Unternehmen könnte eine marktbeherrschende Stellung haben. Deshalb wurde der Antrag abgelehnt.

Die beiden Unternehmen zeigen sich indes kämpferisch. "Unsere Kunden sind nicht gegen die Zusammenlegung, sie begrüßen sie sogar", betont Zollern-Geschäftsführer Klaus Erkes. Er sieht das Joint-Venture ohnehin in einem größeren Zusammenhang: Man wolle "ein europäisches Unternehmen schaffen, um mit der Konkurrenz aus Japan mithalten zu können, die aggressiv im Markt unterwegs ist." Immerhin gebe es am Markt großen Überkapazitäten und gemeinsam sei man ohnehin stärker.

Mit diesem Gedanken sieht sich Erkes auf einer Linie mit der jüngst verkündeten Industriestrategie von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Verkürzt ausgedrückt hatte er angesichts der globalen Herausforderungen gefordert, nationale und europäische Industriechampions zu stärken. Vor diesem Hintergrund fordert Zollern-Chef Erkes auch ein Umdenken beim Kartellamt: Die Sichtweise dürfe nicht auf Deutschland oder Europa beschränkt sein. "Wir brauchen den Weltmaßstab."

Zugleich wollen die Unternehmen Altmaier beim Wort nehmen: Sie haben einen Antrag auf Ministererlass gestellt – den ingesamt erst 23. seit der gesetzlichen Verankerung im Jahr 1973. Zuletzt gab es 2016 eine Sondererlaubnis für die Fusion von Kaisers Tengelmann. Bis Juni hat das Ministerium von Altmaier nun Zeit, das Ansinnen zu prüfen. 

Und wenn es keine Erlaubnis gibt? Dazu hat Erkes eine klare Meinung: "Wenn die Ministererlaubnis verweigert wird, müssen wir schauen, wie das Geschäft noch wirtschaftlich zu betreiben ist." Man kann das als Überlegung in Richtung Entlassungen und Schließungen sehen. 

Die Zollern-Gruppe ist eines der ältesten Industrieunternehmen im Land: Im Jahr 1708 wurden die Fürstlich Hohenzollerische Hüttenwerke gegründet. Heute hält das Fürstenhaus noch immer 50 Prozent der Anteile an der Zollern-Gruppe, die andere Hälfte die Merckle Gruppe. Karl Friedrich Fürst von Hohenzollern ist in der zehnten Generation aktiv im Unternehmen und Vorsitzender des Beirats (ein Porträts über ihn finden Sie hier). Die Gruppe mit Sitz in Sigmaringen ist auf die Bereiche Gießerei, Maschinenbauteile und Gleitlager spezialisiert und setzt mit 3000 Mitarbeitern rund 500 Millionen Euro um.

Miba wurde 1927 als Schlosserei gegründet. Heute produziert das Unternehmen mit Sitz Laakirchen in Oberösterreich Sondermaschinen, Komponenten für Leistungselektronik, Beschichtungen und eben Gleitlager. Es werden 4700 Mitarbeiter beschäftigt und 887,6 Millionen Euro umgesetzt. Zuletzt gab man Investitionen in Höhe von 100 Millionen Euro in den Bereich Elektromobilität bekannt.

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