Zeitungsdämmerung am See

Friedrichshafen/Konstanz. Vor 20 Jahren griff der Südkurier an: Mit einer Redaktion in Friedrichshafen und einer eigenen Ausgabe stießen die Konstanzer beinahe ins Herz des großen Konkurrenten Schwäbische Zeitung vor. Dem Vernehmen nach ließ sich der Südkurier das Engagement einen Millionenbetrag kosten, der Ertrag blieb aber dennoch überschaubar. Nun machen die Konstanzer die Ausgabe zum Jahresende dicht.

Auffällig: Nur wenige Tag, nach dem der Südkurier den Rückzug lanciert hatte, meldete sich die Schwäbische Zeitung ebenfalls mit einem Rückzug. Man werde die Lokalredaktionen in Pfullendorf, Messkirch und Markdorf schließen – die im Verbreitungsgebiet der Konstanzer liegen. Vorhaltungen in Sachen Gebietsabsprachen werden dementiert. Stattdessen werden wirtschaftliche Gründe für die Schritte angeführt.

Folgt man indes dem Branchendienst kress.de, dann scheinen die Vorhaltungen nicht ganz aus der Luft gegriffen. Der Südkurier gehört seit 2013 zur Mediengruppe Augsburger Allgemeine, die wiederum 50 Prozent der Anteile an der Allgäuer Zeitung hält. Die andere Hälfte hält der Fürst zu Waldburg-Zeil, der wiederum laut kress.de "der wichtigste Anteilseigner" der Schwäbischen Zeitung ist.

Bereits vor zwei Jahren hat der Südkurier ohne große öffentliche Aufmerksamkeit einen Gebiets-Schachzug vollzogen: Damals schloss man die Redaktionen in Furtwangen und Triberg – und bezieht die redaktionellen Inhalte für die entsprechenden Ausgaben nun vom einstigen Konkurrenten Schwarzwälder Bote. Der "Schwabo" wiederum schloss Redaktionen in Donaueschingen sowie Blumberg und bezieht die Inhalte vom Südkurier. Nicht nur die Gewerkschaften geißelten das Vorgehen als wenig sinnvoll in Sachen Medienvielfalt.

Die Schwäbische Zeitung ist mit rund 170.000 Exemplaren nach wie vor die auflagenstärkste Tageszeitung im Land und in der Gruppe ein schier unübersichtliches Konstrukt mit Onlineshop, Radio und Fernsehen. Der Südkurier druckt eine Auflage von rund 120.000 Exemplaren und wird immer wieder für seine Crossmedia-Innovationen und redaktionellen Inhalte ausgezeichnet. Der Schwarzwälder Bote hat eine Auflage in Höhe von rund 111.000 Exemplaren.